Der Fall von Gondolin

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Der Fall von Gondolin
Autor J. R. R. Tolkien
Herausgeber Christopher Tolkien
Übersetzer Helmut W. Pesch, Hans-Ulrich Möhring
Illustrator Alan Lee
Verlag Klett-Cotta
Erschienen 2018
Details
Format gebunden mit Schutzumschlag
Seiten 352
Sprache deutsch
ISBN 978-3-608-96378-6

Der Fall von Gondolin (im Original The Fall of Gondolin) ist eine Erzählung des englischen Schriftstellers und Philologen J. R. R. Tolkien. Die Geschichte bildet einen Teil des Legendariums und mit der Narn i Hín Húrin und dem Leithian-Lied die drei großen Lieder Beleriands, die im Ersten Zeitalter angesiedelt sind.

Handlung

Die verborgene Elbenstadt Gondolin lag in der später untergegangenen Region Beleriand. Sie wurde von Turgon dem Fürsten der Noldor gründet, um für sein Volk einen sicheren Rückzugsort zu erschaffen. Der Vala Ulmo hatte ihn einst in das Tal von Tumladen in den Echoriath („Umzingelnden Berge“) geleitet, das östlich des großen Flusses Sirion lag. Inmitten des Tals lag der Hügel Amon Gwaeth („Berg der Wacht“), auf dem der Elbenfürst seine Stadtfestung errichten ließ. Als Vorbild diente ihm die weiße Stadt Tirion in Eldamar. Die Stadt verfügte über breite gepflasterten Straßen, Gärten voller Blumen, zahlreiche Brunnen, große Plätze und hohe Türme.

Vor Turgons Palast gab es einen Gärten, in dem die Abbilder der zwei Bäume Valinors (Telperion, der Silberne, und Laurelin, der Goldene) standen, die „Brethil“ (Weißbuche, Birke, Silberbaum) und „Glingal“ (hängende Flamme, goldener Baum) genannt wurden. Die Stadt war stark befestigt, hatte sieben Tore und konnte nur zu Fuß erreicht werden. Ihre Lage wurde stets geheim gehalten, so dass sie Jahrhunderte lang vor dem Zugriff durch Morgoth verborgen blieb. Erst durch einen Verrat wurde sie zerstört.

Die Brüder Húrin und Huor von den Menschen waren vor Tuors Ankunft in Gondolin die einzigen Menschen, die die Elbenstadt je betreten und wieder verlassen hatten. Sie leben im Jahr 458 fast Jahr dort und werden von Turgon wie seine eigenen Kinder erzogen, weil er sich durch ihren Einsatz in der Nirnaeth Arnoediad, der Schlacht der ungezählten Tränen, zurückziehen konnte. Eigentlich galt das strenge Gesetz, dass Besucher, die die Stadt betreten hatten, diese nie wieder verlassen durften, um ihren Standort nicht verraten zu können. Huor war der Vater Tuors, und sein Bruder Húrin war der Vater Túrin Turambars, des Protagonisten der Erzählung Die Kinder Húrins. Als Tuor ein junger Mann war, begab er sich, einer inneren Eingebung durch Ulmo folgend, auf eine Wanderschaft und kam dabei an die Küste nach Nevrast („diesseitige Küste“). Dort hatte Turgon lange mit seinem Volk gelebt, ehe ihn Ulmo nach Tumladen führte und ihm mitteilte, dass er Ulmo ihm, wenn ihm Gefahr drohte, einen Boten nach Gondolin schicken werde.

Ulmo und Tuor von Anke Eißmann

Ulmo erhob sich im Sturm aus dem Meer und sprach vom Ufer aus zu Tuor. Er gab ihm einen Tarnmantel und die Weisung die versteckte Stadt Gondolin zu suchen und gab ihm das Schwert und die Rüstung Turgons, die dieser zu diesem Zweck rund 400 Jahre zuvor zurückgelassen hatte, um den Boten Ulmos zu erkennen. Dabei stand ihm Voronwë, ein Elb aus Gondolin zur Seite, der ihm den Weg zeigen konnte. In der Stadt angekommen überbrachte Tuor die Botschaft. Dor der Elbenfürst wollte seine Stadt nicht verlassen und ließ stattdessen den einzigen Eingang zur Stadt zuschütten. Turgons Tochter Idril Celebrindal verliebte sich in den Menschen und nach 502 vermählten sie sich. Doch hatte die schöne Elbin einen Verehrer namens Maeglin, einen Sohn von Turgons Schwester. Im Frühjahr 503 wurde ihr Sohn Earendil geboren. Maeglin hatte durch seinen Vater die Suche und den Umgang mit Erzen erlernt und verließ heimlich immer wieder die Stadt. Bei einem seiner Ausflüge wurde er von Orks gefangen genommen und verriet Morgoth die Lage des Ortes, um so sein Leben zu retten. Dieser Verrat führte zum Untergang Gondolins. In weiser Voraussicht oder einer den Elben angeborenen Vorahnung hatte Idril inzwischen einen geheimen Tunnel anlegen lassen, durch den sie bei Gefahr fliehen wollten. Doch Maeglin nahm Idril und ihren Sohn während des Angriffs auf die Stadt gefangen. Tuor kämpfte mit Maeglin und stürzte ihn von der hohen Stadtmauer. Mit nur wenigen Begleitern gelang Tuor und seiner Familie die Flucht zu den Häfen des Sirion. Turgon aber blieb in Gondolin und starb in seiner Stadt.

Die Mischehen

Ein wichtiger Aspekt dieser Geschichte ist die zweite Verbindung zwischen Menschen und Elben. Tuor ist ein Mensch aus dem Dritten Haus der Edain und Idril ist eine Elbin aus dem Volk der Noldor. Es gab in der Geschichte Mittelerdes nur sehr wenige dieser Verbindungen und sie spielen auch im Herrn der Ringe eine wichtige Rolle. Die aus diesen Verbindungen entstandenen Kinder wurden Halbelben (Sindarin „Peredhil“) genannt.

Bekannt sind folgende Verbindungen:

  • Beren Erchamion (Mensch aus dem Haus Beor) ⚭ Lúthien Tinúviel (Elbin, wählte ein sterbliches Leben), die Tochter von Thingol und Melian (Maia)
    • Dior Aranel (Halbelb, genannt Dior Eluchil oder Thingols Erbe) und Nimloth (Elbin aus Doriath)
      • Eluréd
      • Elurín
      • Elwing ⚭ Earendil
  • Tuor (der Starke, aus dem Haus Hador) ⚭ Idril Celebrindal (Elbin der Noldor)
    • Earendil ⚭ Elwing
      • Elrond (entschied sich für das Leben als Elb, unsterblich)
      • Elros (Tar Minyatur, entschied sich für ein Leben als Mensch, maximale Lebensspanne 500 Jahre) [Der Untergang Númenors]
        • seine Nachfahren wurden die Könige von Númenor, Arnor und Gondor
  • Aragorn (Nachfahr von Elros) ⚭ Arwen (Halbelbin, Tochter Elronds) [Der Herr der Ringe]

Es gab noch eine weitere mögliche Verbindung in anderer Richtung Andreth (Menschenfrau, Haus Beor) und Aegnor (Elbenmann), dem Bruder von Finrod Felagund, die jedoch nicht zustande kam.

Veröffentlichungsgeschichte

Tolkien gab an, dass Der Fall von Gondolin die älteste der Geschichten Mittelerdes sei. Christopher Tolkien merkte hierzu an:

Mehr als einmal hat mein Vater gesagt, der „Fall von Gondolin“ sei als erste Geschichte des Ersten Zeitalters verfaßt worden […]. In einem Brief aus dem Jahr 1964 erklärte er, daß er sie „aus dem Kopf“ geschrieben habe, „während eines Genesungsurlaubs von der Armee im Jahre 1917“; bei anderen Gelegenheiten gab er die Entstehungszeit mit 1916 oder 1916–1917 an.

– Christopher Tolkien: Nachrichten aus Mittelerde, Klett-Cotta (Hobbit Presse), Stuttgart 1983, ISBN: 3-608-95160-1, Seite 13.

Tolkien wollte in den frühen 1920er Jahren eine Versversion der Geschichte unter dem Titel The Lay of the Fall of Gondolin verfassen. Später verfasste er komprimierte Version für das Silmarillion. Er begann vermutlich 1951 mit dem Schreiben von Of Tuor and the Fall of Gondolin, gab das Vorhaben jedoch wieder auf. Von Tuor und dem Fall von Gondolin bildet ein eigenständiges Kapitel in dem postum von seinem Sohn Christopher Tolkien herausgegebenen Werk Das Silmarillion. Später wurde die Geschichte auch im Buch der Verschollenen Geschichten veröffentlicht.

Am 30. August 2018 wurde Der Fall von Gondolin erstmals als eigenständige Buchversion herausgebracht. Übersetzt wurde es von dem Tolkienexperten Helmut W. Pesch. Es wurde als dritter Teil einer Trilogie von Christopher Tolkien herausgegeben und wie die beiden anderen Teile Die Kinder Húrins (2007) und Beren und Lúthien (2017) von Alan Lee mit Illustrationen versehen.

Inhalt

  • Vorwort und Prolog
    Im Vorwort wird das unvollendete Gedicht Die Flucht der Noldoli aus Valinor (The Flight of the Noldoli from Valinor) wiedergegeben, das eng mit dem Diebstahl der Silmaril im Zusammenhang steht und aus den Lays of Beleriand entnommen wurde.[1]
  • Die ursprüngliche Geschichte, 83 Seiten (Book of the lost Tales II.)
  • Der früheste Text, 3 Seiten (Book of the lost Tales II.)
  • Turlin und die Verbannten von Gondolin, 6 Seiten (Textfragment The earliest ‘Silmarillion’ in The Shaping of Middle-earth)
  • Die Geschichte in der Fassung der Skizze der Mythologie, 9 Seiten
  • Die Geschichte in der Fassung der Quenta Noldorinwa, 8 Seiten (Quenta Noldorinwa)
  • Die letzte Fassung, 64 Seiten (Unfinished Tales)
  • Die Entwicklung der Geschichte
  • Der Schluss
  • Der Schluss der Skizze der Mythologie
  • Der Schluss der Quenta Noldorinwa
  • Anhang: Verzeichnis der Namen, Weitere Anmerkungen und Stammbäume

Ausgaben

  • The Fall of Gondolin. HarperCollins Publishers Ltd., London 2018, ISBN 978-0-00-830275-7.
  • The Fall of Gondolin (= Middle-Earth Universe) Houghton Mifflin Harcourt, Boston 2018, ISBN 978-1-328-61304-2.
  • Der Fall von Gondolin. Klett-Cotta, Stuttgart 2018, ISBN 978-3-608-96378-6 (352 Seiten, mit 9 Illustrationen und einer Karte).

In zugehörigen Werken Tolkiens herausgegeben von Christopher Tolkien

  • The lays of Beleriand (= The History of Middle-earth. Band 3). Unwin Paperbacks, London 1987, ISBN 0-04-440018-7.
  • Das Silmarillion. Klett-Cotta, Stuttgart 1978, ISBN 3-608-95131-8 (Nacherzählung der gesamten Mythologie des Ersten Zeitalters).
  • Nachrichten aus Mittelerde. Klett-Cotta, Stuttgart 1983, ISBN 3-608-95160-1 (Einige Erzählungen in etwas besserer Form).
  • Tuor und seine Ankunft in Gondolin. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2003, ISBN 3-423-59061-0.
  • Das Buch der Verschollenen Geschichten Teil 1. (= The History of Middle-earth. Band 1). Klett-Cotta, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-608-93061-0.
  • Das Buch der Verschollenen Geschichten Teil 2. (= The History of Middle-earth. Band 2). Klett-Cotta, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-608-93062-7.
  • Beren und Lúthien. Klett-Cotta, Stuttgart 2017, ISBN 978-3-608-10888-0.

Literatur

  • Tilman Spreckelsen: Tolkiens Fall von Gondolin: Der Untergang der unsichtbaren Stadt. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18. Oktober 2018, faz.net, abgerufen am 18. Juli 2025.

Weblinks

Quellen


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Die drei großen Lieder Beleriands
Leithian-LiedNarn i Hín HúrinDer Fall von Gondolin
Veröffentlichungen
Werke Tolkiens
Über Arda Autorisiert von
J. R. R. Tolkien
Der Hobbit (1937) • Der Herr der Ringe
(I. Die Gefährten (1954) • II. Die Zwei Türme (1954) • III. Die Rückkehr des Königs (1955)) •
Die Abenteuer des Tom BombadilThe Road Goes Ever On (1967) • Bilbos Abschiedslied (1974)
Herausgegeben von Christopher Tolkien Das Silmarillion (1977) • Nachrichten aus Mittelerde (1980) • The History of Middle-earth
(I. Das Buch der Verschollenen Geschichten Teil 1 (1983) • II. Das Buch der Verschollenen Geschichten Teil 2 (1984) • III. The Lays of Beleriand (1985) • IV. The Shaping of Middle-earth (1986) • V. The Lost Road and Other Writings (1987) • VI. The Return of the Shadow (1988) • VII. The Treason of Isengard (1989) • VIII. The War of the Ring (1990) • IX. Sauron Defeated (1992) • X. Morgoth’s Ring (1993) • XI. The War of the Jewels (1994) • XII. The Peoples of Middle-earth (1996) • Index (2002)) •
Die Kinder Húrins (2007) • Beren und Lúthien (2017) • Der Fall von Gondolin (2018)
Andere Herausgeber Das große Hobbit-Buch (1988) • The History of The Hobbit (2007) • Natur und Wesen von Mittelerde (2021) • Der Untergang von Númenor (2022)
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Für eine vollständigere Liste der Veröffentlichungen Tolkiens, siehe Bibliographie Tolkiens.