Kullervo

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Kullervo ist eine tragische Figur aus der finnischen Mythologie. Dessen Legende ist in den Liedern 31-36 des Nationalepos Kalevala zu finden.

Die Figur Kullervo

Kullervo wird als Kind vorgestellt, der zunächst geötetet werden soll, aber nach drei gescheiterten Mordversuchen versklavt wurde. Kullervo erweist sich jedoch als ungeeignet für diese Arbeit und wird an Ilmarinen verkauft, bei dem er sich um das Vieh kümmern muss. Ilmarinens Frau backt Kullervo aus Bosheit ein Brot mit einem Stein. Beim Schneiden zerbricht die Klinge seines Messers, woraufhin Kullervo Rache schwört und das Vieh in einen Sumpf treibt. Im Anschluss treibt er Raubtiere nach Hause, die Ilmarinens Frau töten. Auf der Flucht erfährt Kullervo, dass seine Eltern und seine Schwester noch am Leben sind. Er findet das Haus seiner Eltern und erfährt, dass seine Schwester vermisst wird.[1]

Kullervo ist im Auftrag seines Vaters auf dem Weg zur Zahlung von Steuern. Auf dem Rückweg trifft er seine Schwester, ohne sie zu erkennen. Er verführt sie. Als die Schwester die Wahrheit erfährt, stürzt sie sich ins Wasser. Kullervo kehrt verzweifelt nach Hause zurück und will sich ebenfalls das Leben nehmen. Doch seine Mutter hält ihn davon ab. Daraufhin beschließt er sich zu rächen und tötet Untamo und seine Familie. Als er nach Hause kommt, findet er seine Eltern tot vor. Er sucht im Wald den Ort der Verführung seiner Schwester und stürzt sich dort in sein Schwert.[2]

Kullervo ist auch eine wichtige Figur in der finnischen Kultur und Kunst. Der Komponist Jean Sibelius komponierte eine Oper namens "Kullervo", die auf dem finnischen Nationalepos basiert. Die Oper wurde erstmals im Jahr 1892 aufgeführt und gilt als einer der Meilensteine in der finnischen Musikgeschichte.

Kullervo ist somit nicht nur eine tragische Figur, sondern auch ein wichtiger Teil der finnischen Kultur und ein Symbol für die menschliche Erfahrung von Leid und Verlust.

Kullervo als Inspirationsquelle für Tolkiens Schaffen

J.R.R. Tolkien fand Inspiration in der Geschichte von Kullervo und nutzte sie als eine Grundlage für eine Erzählung in Die Kinder Húrins. Sie bildet die Grundlage für Túrin Turambar, den tragischen Helden des Silmarillion, dessen unwissender Inzest mit seiner Schwester und der anschließende Selbstmord entlehnt ist. [1] [2]

Zur Motivation Tolkiens schreibt Carpenter: Tolkiens "...Begeisterung für William Morris hatte ihn auf den Gedanken gebracht, eine der Geschichten aus dem finnischen Kalevala zu einer Vers- und Prosa-Romanze im Stil von Morris zu verabeiten. (...) Tolkien begann an der "Geschichte von Kullervo", wie er sie nannte, zu arbeiten, und obgleich wenig mehr als eine Morris-Imitation, war es doch sein erster Versuch, eine Legende in Vers und Prosa zu schreiben. Er ließ sie unbeendet." [3][4] Tolkien schreibt in einem Brief an Christopher Brethen 1964: "Der Keim zu meinem Versuch, eigene Sagen zu schreiben, die zu meinen Privatsprachen passen sollten, war die tragische Geischte von dem unglücklichen Kullervo im finnischen Kalevala." [5]

Tolkiens Veröffentlichung zu Kullervo

Die Geschichte von Kullervo besteht aus drei Texten von J.R.R. Tolkien. Einer dieser Texte ist eine Prosaerzählung von Kullervo. Diese Texte wurden zwischen 1914 und 1915 von Tolkien, als Student am Exeter College in Oxford, verfasst. Es war eine unruhige Zeit für ihn, und es wird angenommen, dass sich dies in der düsteren Thematik der Geschichte widerspiegelt [6]. Die Texte wurden 2010 zusammen mit Kommentaren und Anmerkungen von Verlyn Flieger erstmals in einem Artikel in Tolkien Studies Bd. 7 veröffentlicht. Überarbeitet und erweitert wurden sie 2015 als eigenständiges Buch veröffentlicht. [7]

Kullervo spricht zu seinem Schwert, Skulptur (1868) von Carl Eneas Sjöstrand im Stadtteil Taka-Töölö in Helsinki

Kullervo in den Briefen Tolkiens

Tolkien geht in vier Briefen auf Kullervo ein:

Links

Quellen

  1. J. R. R. Tolkien Briefe, 4. deutsche Auflage, Klett-Cotta Brief 131 S. 199
  2. Carpenter, Humphrey. "J.R.R. Tolkien: Eine Biographie, Klett-Cotta 2022, S.158
  3. Carpenter, Humphrey. "J.R.R. Tolkien: Eine Biographie, Klett-Cotta 2022, S.121
  4. J. R. R. Tolkien Briefe, 4. deutsche Auflage, Klett-Cotta Brief 1 S. 13f
  5. J. R. R. Tolkien Briefe, 4. deutsche Auflage, Klett-Cotta Brief 163 S. 450
  6. https://archive.ph/20151225115316/http://www.quadrapheme.com/the-story-of-kullervo/
  7. https://tolkiengateway.net/wiki/The_Story_of_Kullervo
Veröffentlichungen
Werke Tolkiens
Über Arda Autorisiert von
J. R. R. Tolkien
Der Hobbit (1937) • Der Herr der Ringe
(I. Die Gefährten (1954) • II. Die Zwei Türme (1954) • III. Die Rückkehr des Königs (1955)) •
Die Abenteuer des Tom BombadilThe Road Goes Ever On (1967) • Bilbos Abschiedslied (1974)
Herausgegeben von Christopher Tolkien Das Silmarillion (1977) • Nachrichten aus Mittelerde (1980) • The History of Middle-earth
(I. Das Buch der Verschollenen Geschichten Teil 1 (1983) • II. Das Buch der Verschollenen Geschichten Teil 2 (1984) • III. The Lays of Beleriand (1985) • IV. The Shaping of Middle-earth (1986) • V. The Lost Road and Other Writings (1987) • VI. The Return of the Shadow (1988) • VII. The Treason of Isengard (1989) • VIII. The War of the Ring (1990) • IX. Sauron Defeated (1992) • X. Morgoth’s Ring (1993) • XI. The War of the Jewels (1994) • XII. The Peoples of Middle-earth (1996) • Index (2002)) •
Die Kinder Húrins (2007) • Beren und Lúthien (2017) • Der Fall von Gondolin (2018)
Andere Herausgeber Das große Hobbit-Buch (1988) • The History of The Hobbit (2007) • Natur und Wesen von Mittelerde (2021) • Der Untergang von Númenor (2022)
Nicht-Arda Kurzgeschichten
und anderes
Blatt von Tüftler (1945) • Bauer Giles von Ham (1949) • Der Schmied von Großholzingen (1967) • Briefe vom Weihnachtsmann (1976) •
Herr Glück (1982) • Roverandom (1999) • Baum und Blatt (1964, Zusammenstellung) • Geschichten aus dem gefährlichen Königreich (1997, Zusammenstellung) • Die Bovadium Fragmente (2025)
Fiktionale Werke Die Legende von Sigurd und Gudrún (2009) • König Arthurs Untergang (2013) • Die Geschichte von Kullervo (2015) • The Lay of Aotrou and Itroun (1945; erstmals in einem Buch 2018)
Übersetzungen und akademische Werke Sir Gawain and the Green Knight, Pearl, and Sir Orfeo (1975) • The Old English Exodus (1981) • Finn and Hengest (1982) •
Die Ungeheuer und ihre Kritiker (1983) • Beowulf and the Critics (2002) • Tolkien On Fairy-stories (2010) •
Beowulf: A Translation and Commentary (2014) • A Secret Vice (2016) • Die Schlacht von Maldon und Die Heimkehr von Beorhtnoth (2023)
Briefe & Gedichte J. R. R. Tolkien Briefe (1981) • The Collected Poems of J. R. R. Tolkien (2024)
Andere
akademische Werke
A Middle English Vocabulary (1922) • Sir Gawain and the Green Knight (1925) • The Devil’s Coach-Horses (1925) • Ancrene Wisse and Hali Meiðhad (1929) • The Name Nodens (1932) • Sigelwara Land (1932–34) • Chaucer as a Philologist: The Reeve’s Tale (1934) • Beowulf: The Monsters and the Critics (1936) • On Fairy-Stories (1939) • On Translating Beowulf (1940) • Sir Orfeo (1944) • ‘iþþlen’ in Sawles Warde (1947) • A Fourteenth-Century Romance (1953) • Ancrene Wisse (1962) • Beiträge zur Jerusalemer Bibel (als Übersetzer und Lexikograph, 1962) • English and Welsh (1963)
Werke anderer Autoren
Bücher über Arda Das große Mittelerde-Lexikon (1978) • The Lord of the Rings: A Reader’s Companion (2005) •
The Maps of Middle-earth (2024)
Tolkien-Biographien J. R. R. Tolkien: Eine Biographie (1977) • The Inklings (1978) • Tolkien und der Erste Weltkrieg (2003)
Wissenschaftliche Bücher Der Weg nach Mittelerde (1982) • The Keys of Middle-earth (2005) • The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (2005) •
The Ring of Words (2006) • A Companion to J. R. R. Tolkien (2014) • Tolkien’s Lost Chaucer (2019) • Tolkien’s Library (2019) • Tolkien on Chaucer, 1913–1959 (2024)
Wissenschaftliche Zeitschriften Tolkien Studies • (The Chronology)
Andere Werke Tolkiens
Linguistische Zeitschriften Vinyar Tengwar (seit 1988; verschiedene Ausgaben) • Parma Eldalamberon (seit 1971; Ausgabe 11–23)
Sammlungen von Kunst
und Manuskripten
Pictures by J. R. R. Tolkien (1979) • J. R. R. Tolkien: Life and Legend (1992) • J. R. R. Tolkien – Der Künstler (1995) •
Die Kunst des Hobbit (2011) • Die Kunst des Herr der Ringe (2015) • Tolkien: Schöpfer von Mittelerde (2018) •
Tolkien: Treasures (2018) • J. R. R. Tolkien: The Art of the Manuscript (2022)
Für eine vollständigere Liste der Veröffentlichungen Tolkiens, siehe Bibliographie Tolkiens.