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J. R. R. Tolkien, ca. 1925

John Ronald Reuel Tolkien [dʒɒn ˈɹɒnld ɹuːl ˈtɒlkiːn], CBE (* 3. Januar 1892 in Bloemfontein, Oranje-Freistaat, heutiges Südafrika; † 2. September 1973 in Bournemouth, Vereinigtes Königreich) war ein englischer Schriftsteller und Philologe. Mit seinem Roman Der Herr der Ringe (1954/55; dt. 1969/70), das eines der erfolgreichsten Bücher des 20. Jahrhunderts ist und als grundlegendes Werk der Fantasy-Literatur gilt, wurde er zu einem der prägendsten Autoren des Genres.

Tolkien, von 1925–1945 Professor für Altenglisch und von 1945–1959 Professor für englische Sprache und Literatur in Oxford,[C 1] entwickelte seit seiner Jugend aus den von ihm konstruierten Sprachen heraus eine eigene Mythologie, die erst nach seinem Tod unter dem Titel Das Silmarillion (1977) von seinem Sohn Christopher Tolkien herausgegeben wurde. In dieser Welt spielen auch Der Hobbit, ein Kinderbuch, und Der Herr der Ringe. Seine sprach- und literaturwissenschaftlichen Beiträge wie der Essay Beowulf: The Monsters and the Critics gelten als wegweisend.

Biographie

Herkunft und Name

Tolkien vermutete den Ursprung seiner Familie väterlicherseits in Sachsen bzw. Niedersachsen. Neuere Forschungen deuten eher darauf, dass dieser Familienteil aus Kreuzburg bei Königsberg in Ostpreußen stammt. Die meisten Vorfahren Tolkiens waren Handwerker. Seine Vorfahren übersiedelten von dort im 18. Jahrhundert zunächst nach Danzig. Tolkiens Ururgroßvater Daniel Gottlieb Tolkien (1746–1813) wurde dann in den 1770ern in London ansässig, vermutlich im Zusammenhang mit der Blockade Danzigs nach der Ersten Teilung Polens, und wurde 1794 eingebürgert. Er war Kürschner; sein Sohn, Tolkiens Großvater John Benjamin Tolkien (1807–1896) Klavierhersteller und -stimmer.[1][2][3] 1894 kam sein Bruder Hilary Arthur Reuel Tolkien zur Welt.[C 2]

Tolkien leitete seinen Nachnamen vom Adjektiv tollkühn (mnd.[Anm. 1] dulkȫne ‚unüberlegt, unbesonnen‘)[4] her.[3] Der polnische Tolkien-Experte Ryszard Derdziński kam 2019 zu dem Schluss, dass der Name Tolkien aus dem Niederpreußischen komme und „Nachkomme von Tolk“ bedeute.[5][3] Eine andere vermutete Herkunft ist der ostpreußische Ortsname Tolkynen.[6]

Kindheit

Die Familie Tolkien im November 1892 in Südafrika.[C 3]

John Ronald Reuel Tolkien wurde als Sohn des Bankangestellten Arthur Reuel Tolkien (1857–1896) und dessen Frau Mabel Suffield (1870–1904) im südafrikanischen Bloemfontein geboren, wo die Familie aufgrund beruflicher Gründe des Vaters lebte. Arthur hatte sich hier, bei der Bank of Africa, eine feste, gut bezahlte Anstellung erhofft, die daheim bei der Lloyd’s Bank in Birmingham nicht gewährleistet war. 1889 kam Arthur nach Südafrika, Ende 1890 wurde zum er Leiter der bedeutenden Bankfiliale in Bloemfontein, der Hauptstadt des Oranje-Freistaats, ernannt. 1891 folgte Mabel, die er im selben Jahr heiratete. Abgesehen von den Erinnerungen an einen Affen, der die aufgehängten Babykleider klaut, der Entführung des Babys durch einen schwarzen Diener, der es (mit seiner weißen Haut) seiner Familie vorführte und an einen Tarantelbiss[Anm. 2], der eine mögliche Erklärung für das Auftreten von Riesenspinnen in seinem Werk bietet, blieb Tolkiens Leben in Südafrika recht ereignislos.

Mabel und John Ronald leiden unter den klimatischen Bedingungen in Südafrika: die feuchtheißen Sommer und kalten, trockenen Winter bekamen beiden nicht gut, Ronald bekam sogar Fieber während des Zahnens. Und obwohl 1893 ihre Schwester Edith Mary („May“)Referenzfehler: Ungültiger Parameter in <ref>. und dessen Mann Walter Incledon nach Bloemfontein kamen, bis Walters Geschäfte dort erledigt waren, langweilte sie sich zusehends, denn neben Walter war auch Arthur damals geschäftlich verreist, und die langen Besuche und Abendgesellschaften missfielen ihr. Sie wollte die Heimreise antreten, doch Arthur schob sie mit immer neuen Begründungen weiter hinaus. Am 17. Februar 1894 wurde Hilary Arthur Tolkien geboren, weshalb die Heimreise verschoben werden musste. In diesem Jahr herrschte eine Dürre, die Handel und Ernte verdarb – dennoch blieb Arthur optimistisch und bei seiner Haltung, Südafrika nicht zu verlassen. Klar war jedoch, dass die Hitze Ronalds Gesundheit schadete und dass er in kühlere Luft kommen musste. Daher reiste Mabel mit den zwei Kindern von November 1894 bis April 1895 nach England. Tolkiens Vater konnte aus finanziellen und beruflichen Gründen nicht mitkommen, wollte aber nachkommen, sobald er seine Aufträge in Bloemfontein abgeschlossen hatte. Ronalds Gesundheit besserte sich über das Frühjahr und den Sommer; Arthur vermisste sie, wurde aber von seiner Arbeit davon abgehalten, nachzukommen. Im November 1895 erhielt die Familie die Nachricht, dass er Rheumafieber habe, fast genesen sei, sich in seinem Zustand dem englischen Winter aber nicht aussetzen wollte, die Reise jedoch bald antreten werde. Im Januar wurde mitgeteilt, dass er noch immer bei schlechter Gesundheit sei; Mabel traf Vorbereitungen für eine Rückkehr nach Bloemfontein, um dort ihren Mann zu pflegen. Einen Tag nachdem Ronald einen rührenden Brief an seinen Vater hatte diktieren lassen, der nie abgeschickt wurde, weil am selben Tag mitgeteilt wurde, dass sein Vater einen Blutsturz erlitten habe, wurde mitgeteilt, dass Arthur Tolkien im Alter von 38 Jahren verstorben war.[C 2]

Jugendzeit

Studienzeit

Tolkien im Ersten Weltkrieg

Frühe Berufsjahre

Der Hobbit und Der Herr der Ringe

Ruhestand

Tod

Nachwirken

Stammbaum

John Suffield
1833–1930
Emily Sparrow
John Benjamin Tolkien
1807(?)–1896
Mary Jane Stowe
1834(?)–1915
Walter Incledon
Edith Mary Suffield
1865–1936
Mabel Suffield
1870–1904
Arthur Tolkien
1857–1896
Marjorie Incledon
1891–1973
Mary Incledon
1895–1940
Emily Jane Suffield
1872–1963
Edith Bratt
1889–1971
J. R. R. Tolkien
1892–1973
Hilary Tolkien
1894–1976
John Tolkien
1917–2003
Michael Tolkien
1920–1984
Christopher Tolkien
1924–2020
Priscilla Tolkien
1929–2022

Vorlieben und Hobbies

Tolkien entwickelte schon als Kind eine Liebe zu Sprachen und zur Malerei. In seinem ersten Skizzenbuch zeichnete er unter anderem Seesterne und Wasserpflanzen. In den Ferien zeichnete er Bäume, Landschaften und Gebäude. Einige seiner Werke wurden in Schmuckausgaben seiner Bücher verwendet oder dienten als Umschläge. Zu seinen Vorlieben gehörte auch die Kalligraphie, die er von Mabels Vater John Suffield geerbt hatte. Für formelle Anlässe bevorzugte er kalligrafische Schriften, und für seine Freunde hatte er jeweils eine eigene Handschrift.[7]

Im Alter von vier Jahren lernte Tolkien lesen und verschlang die damals beliebten Kinderbücher, doch sein literarisches Vergnügen entdeckte er zunächst bei Homer.[7]

Trivia

Tolkiens Popularität führte dazu, dass verschiedene Namen und Begriffe aus seinen Werken Eingang in die Wissenschaft fanden, siehe Wissenschaftliche Benennungen nach Tolkiens Legendarium.

Werke

Eine vollständigere Liste findet sich unter Bibliographie Tolkiens.

Weiterführende Literatur

Es folgt eine Auswahl weiterführender Literatur, sowohl zu Tolkiens Leben als auch zu seinem Werk.[G 1]

Zur Biographie

Zum Werk

Periodika

Links

Anmerkungen

  1. mnd. = mittelniederdeutsch
  2. Tolkien konnte sich nur an die Auswirkungen des Gifts, nicht aber an die Tarantel erinnern.

Quellen

Carpenter

Humphrey Carpenter: J. R. R. Tolkien: Eine Biographie. Klett-Cotta, Stuttgart 2022. ISBN 978-3-608-98672-3. (Im Original erschienen 1977 unter dem Titel J. R. R. Tolkien: A Biography.)

  1. Teil IV, S. 179.
  2. 2,0 2,1 Teil II, Kapitel I Bloemfontein.
  3. Bildteil in der Mitte des Buches zwischen S. 224/225, Bild 1.
Geier

Fabian Geier: J. R. R. Tolkien. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 2009. ISBN 978-3-499-50664-2.

  1. Bibliographie, 2. Sekundärliteratur, S. 152 ff.
Sonstige
  1. Tolkien: Ash nazg gimbatul. Der Spiegel (Nr. 35), 25. August 1969.
  2. Humphrey Carpenter (Hrsg.): J. R. R. Tolkien Briefe. Übersetzt von Wolfgang Krege. Brief 165 an Houghton Mifflin Co. [1955], Brief 324 an Graham Tayar [1971].
  3. 3,0 3,1 3,2 Ryszard Derdziński: On J. R. R. Tolkiens Roots in Gdańsk. Aus dem Polnischen von Juliusz Żebrowski.
  4. tollkühn im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache (DWDS), abgerufen am 22. Oktober 2025.
  5. Maria Zielenbach: Die 10 größten Irrtümer über J.R.R. Tolkien – Deutsche Tolkien Gesellschaft e. V.. In: tolkiengesellschaft.de. 26. Juni 2019, abgerufen am 18. Oktober 2025.
  6. Nigel Cawthorne: A Brief Guide to J. R. R. Tolkien: A comprehensive introduction to the author of The Hobbit and The Lord of the Rings. Little, Brown Book Group, Hachette UK, 2012 (books.google.de)
  7. 7,0 7,1 John Garth: Tolkien und der Erste Weltkrieg: Das Tor zu Mittelerde, Klett-Cotta, Stuttgart 2020, S. 31.
Veröffentlichungen
Werke Tolkiens
Über Arda Autorisiert von
J. R. R. Tolkien
Der Hobbit (1937) • Der Herr der Ringe
(I. Die Gefährten (1954) • II. Die Zwei Türme (1954) • III. Die Rückkehr des Königs (1955)) •
Die Abenteuer des Tom BombadilThe Road Goes Ever On (1967) • Bilbos Abschiedslied (1974)
Herausgegeben von Christopher Tolkien Das Silmarillion (1977) • Nachrichten aus Mittelerde (1980) • The History of Middle-earth
(I. Das Buch der Verschollenen Geschichten Teil 1 (1983) • II. Das Buch der Verschollenen Geschichten Teil 2 (1984) • III. The Lays of Beleriand (1985) • IV. The Shaping of Middle-earth (1986) • V. The Lost Road and Other Writings (1987) • VI. The Return of the Shadow (1988) • VII. The Treason of Isengard (1989) • VIII. The War of the Ring (1990) • IX. Sauron Defeated (1992) • X. Morgoth’s Ring (1993) • XI. The War of the Jewels (1994) • XII. The Peoples of Middle-earth (1996) • Index (2002)) •
Die Kinder Húrins (2007) • Beren und Lúthien (2017) • Der Fall von Gondolin (2018)
Andere Herausgeber Das große Hobbit-Buch (1988) • The History of The Hobbit (2007) • Natur und Wesen von Mittelerde (2021) • Der Untergang von Númenor (2022)
Nicht-Arda Kurzgeschichten
und anderes
Blatt von Tüftler (1945) • Bauer Giles von Ham (1949) • Der Schmied von Großholzingen (1967) • Briefe vom Weihnachtsmann (1976) •
Herr Glück (1982) • Roverandom (1999) • Baum und Blatt (1964, Zusammenstellung) • Geschichten aus dem gefährlichen Königreich (1997, Zusammenstellung) • Die Bovadium Fragmente (2025)
Fiktionale Werke Die Legende von Sigurd und Gudrún (2009) • König Arthurs Untergang (2013) • Die Geschichte von Kullervo (2015) • The Lay of Aotrou and Itroun (1945; erstmals in einem Buch 2018)
Übersetzungen und akademische Werke Sir Gawain and the Green Knight, Pearl, and Sir Orfeo (1975) • The Old English Exodus (1981) • Finn and Hengest (1982) •
Die Ungeheuer und ihre Kritiker (1983) • Beowulf and the Critics (2002) • Tolkien On Fairy-stories (2010) •
Beowulf: A Translation and Commentary (2014) • A Secret Vice (2016) • Die Schlacht von Maldon und Die Heimkehr von Beorhtnoth (2023)
Briefe & Gedichte J. R. R. Tolkien Briefe (1981) • The Collected Poems of J. R. R. Tolkien (2024)
Andere
akademische Werke
A Middle English Vocabulary (1922) • Sir Gawain and the Green Knight (1925) • The Devil’s Coach-Horses (1925) • Ancrene Wisse and Hali Meiðhad (1929) • The Name Nodens (1932) • Sigelwara Land (1932–34) • Chaucer as a Philologist: The Reeve’s Tale (1934) • Beowulf: The Monsters and the Critics (1936) • On Fairy-Stories (1939) • On Translating Beowulf (1940) • Sir Orfeo (1944) • ‘iþþlen’ in Sawles Warde (1947) • A Fourteenth-Century Romance (1953) • Ancrene Wisse (1962) • Beiträge zur Jerusalemer Bibel (als Übersetzer und Lexikograph, 1962) • English and Welsh (1963)
Werke anderer Autoren
Bücher über Arda Das große Mittelerde-Lexikon (1978) • The Lord of the Rings: A Reader’s Companion (2005) •
The Maps of Middle-earth (2024)
Tolkien-Biographien J. R. R. Tolkien: Eine Biographie (1977) • The Inklings (1978) • Tolkien und der Erste Weltkrieg (2003)
Wissenschaftliche Bücher Der Weg nach Mittelerde (1982) • The Keys of Middle-earth (2005) • The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (2005) •
The Ring of Words (2006) • A Companion to J. R. R. Tolkien (2014) • Tolkien’s Lost Chaucer (2019) • Tolkien’s Library (2019) • Tolkien on Chaucer, 1913–1959 (2024)
Wissenschaftliche Zeitschriften Tolkien Studies • (The Chronology)
Andere Werke Tolkiens
Linguistische Zeitschriften Vinyar Tengwar (seit 1988; verschiedene Ausgaben) • Parma Eldalamberon (seit 1971; Ausgabe 11–23)
Sammlungen von Kunst
und Manuskripten
Pictures by J. R. R. Tolkien (1979) • J. R. R. Tolkien: Life and Legend (1992) • J. R. R. Tolkien – Der Künstler (1995) •
Die Kunst des Hobbit (2011) • Die Kunst des Herr der Ringe (2015) • Tolkien: Schöpfer von Mittelerde (2018) •
Tolkien: Treasures (2018) • J. R. R. Tolkien: The Art of the Manuscript (2022)
Für eine vollständigere Liste der Veröffentlichungen Tolkiens, siehe Bibliographie Tolkiens.