Minas Tirith (Gondor)

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Eine Karte von Minas Tirith, allerdings fehlt auf der Karte Merethrond Bild: Rama

Minas Tirith (Sindarin für ‚Turm der Wacht‘) ist im Legendarium eine Festung in Gondor, die im späten Dritten Zeitalter zur Hauptstadt des Reiches wird.

Zeitangaben

Geographie

Minas Tirith lag am südöstlichen Ende der Ered Nimrais. In südlicher Richtung war die Stadt nur zwei Meilen vom Anduin entfernt. Nordöstlich der Weißen Stadt lag Anórien, südwestlich schloss sich das Lehen Lossarnach an.

Beschreibung

Minas Tirith gruppierte sich um den Berg der Wacht, der über einen Sattel mit dem Berg Mindolluin verbunden war. Jeder der sieben konzentrischen Mauerringe, die die Stadt schützten, wurde durch eine gigantische Felsformation in Form eines Keils in zwei Hälften geteilt, sodass in jedem Ring ein Tunnel unter dem Keil hindurchführte, um die Hälften zu verbinden. Über der siebenten Ebene erhob sich schließlich der rund 90 Meter hohe Weiße Turm Ecthelions.

Das Große Stadttor von Minas Tirith lag genau unterhalb des Felskeils im Ersten Mauerring. Die weiteren Stadttore befanden sich abwechselnd rechts und links des Felskeils, was zur Folge hatte, dass man den Berg in Serpentinen erklimmen musste. Der Bergsattel stieg nur bis zum fünften Ring hinauf und beherbergte dort die Weihestätten. Auf der sechsten Ebene lagen Fen Hollen, der verschlossene Eingang zu den Grüften, die Häuser der Heilung und die Ställe für die reitenden Boten.

Die siebente Ebene erreichte man schließlich über einen beleuchteten Gang, der durch den Felskeil auf das Plateau führte. Auf dieser letzten Ebene standen im Hof des Springbrunnens der Weiße Baum und der Weiße Turm, der die Königshalle und unter der Turmspitze das geheime Gemach des Palantírs beherbergte. Dort befand sich auch Merethrond, die große Festhalle und der Palast der Könige.

Vor Minas Tirith lagen die Felder des Pelennor, ein fruchtbares Land mit vielen Höfen. Der Pelennor wurde durch die Rammas Echor geschützt. Im Süden des Pelennor, wo er an den Anduin grenzte, lag der Hafen Harlond.

Von Minas Tirith aus führten Straßen nach Osgiliath, Rohan und in die südlichen Lehen.

Kultur

Bewohner

Minas Tirith wurde von Dúnedain oder dúnedainstämmigen Menschen bewohnt, die sich als Gondorer verstanden.

Einige waren Nachfahren jener Númenórer die den Untergang der Insel überlebt hatten und sich an der Küste niedergelassen hatten. Diese Menschen, die sich auf eine edle Herkunft berufen konnten, waren besonders groß und hatten dunkle Haare und meergraue Augen. Es gab in Minas Tirith und den nahe gelegenen Tälern und Lehen aber auch Menschen, die auch von den primitiven Menschen des Weißen Gebirges abstammten, die hier vor der Ankunft der Númenórer lebten. Sie waren kleiner, stämmiger und hatten eine dunklere Hautfarbe.

Im Gegensatz zu den anderen Gebieten Mittelerdes wurde in der Weißen Stadt das Sindarin auch im Dritten Zeitalter noch täglich gebraucht, und zwar im höflichen Umgang zum Beispiel mit Fremden, obwohl man auch das Westron in einer sehr formellen Art und Weise sprach.

Ein Großteil des númenórischen Wissens über Heilkunde und die ärztlichen Wissenschaften blieb unter den Menschen Minas Tiriths noch verbreitet, sodass man auch noch um die Heilkräfte von Kräutern, wie Athelas wusste. In Minas Tirith wurden Verstorbene einbalsamiert und in monumentalen Grabstätten beerdigt. In diesem Brauch zeigte sich noch das Erbe der Númenórer, die einst nach Langlebigkeit und Unsterblichkeit gestrebt hatten. Die Weihestätten waren es dann auch, die das einzige religiöse Heiligtum der Gondorer zur Zeit des Dritten Zeitalters darstellten.

Die Straßenläufe in Minas Tirith, wo die Menschen ihre Häuser hatten, waren kahl, hier und da mit Gehsteigen, Arkaden oder Plätzen versehen. Das einzige Grün der Stadt waren die Gärten der Häuser der Heilung. Es gab große, steinerne Häuser, manche waren sogar palastartig. Über Tür- oder Torbogen stand der Name des Bewohners oder der Familie geschrieben, die dort wohnten.

Ein sehr alter Beruf der Menschen der Weißen Stadt war der des Lampenmachers. Nach diesem Handwerk war dann auch eine der Straßen benannt, die Rath Celerdain (Sindarin für ‚Straße der Lampenmacher‘). Neben anderen Handwerken und der Arbeit in Diener- oder Landwirtschaft gab es auch Berufe, die als besonders ehrbar galten, darunter der Dienst als Soldat und Verwalter innerhalb der Veste oder die Arbeit als Heiler oder Heilkundiger.

Politik und Militär

Als Herrschaftssitz Gondors war Minas Tirith die politisch wichtigste Stadt des Reiches. Vom König oder Truchsess wurde hier die richterliche Gewalt ausgeübt. Hier versammelte sich auch der Rat von Gondor, ein Entscheidungsgremium, welches wohl aus Würdenträgern und den Führern oder Abgesandten der gondorischen Lehen bestand.

Der Friede der Stadt wurde von verschiedenen militärischen Gruppierungen bewahrt, so etwa von den Wachen der Veste, denen es unter einem Hauptmann und in Scharen aufgeteilt oblag, die Festungs- und Regierungsbauten des siebenten Stadtringes zu bewachen. Verließ einer der Soldaten ohne Aufforderung von Hauptmann oder Herr seinen Posten, so drohte diesem die Todesstrafe. Auch die Rammas Echor und deren Tore wurden bewacht.

Das Heer Minas Tiriths bestand vor allem aus Fußtruppen, obgleich es eine kleine Reiterei gab, die aber vor allem den Sendboten diente. Die Heere wurden im Kriegsfall von mehreren Hauptmännern in den Kampf geführt. Dabei waren die Soldaten in schwarz und silber gekleidet, trugen Panzer und Flügelhelme und führten Schwerter, Schilde, Bögen und Speere.

Geschichte

Drittes Zeitalter

Nach dem plötzlichen Auftauchen der Nazgûl fiel die Schwesterstadt Minas Ithil nach zweijähriger Belagerung im Jahr 2002 D. Z. an Mordor. Daraufhin wurde Minas Anor in Minas Tirith umbenannt.

2050 endete das Königsgeschlecht in Gondor, als König Earnur der Herausforderung des Herrn der Nazgûl zum Zweikampf folgte und nie wieder gesehen wurde. Da Earnur keine Erben hinterlassen hatte und Anárions Linie erloschen war, übernahmen die Truchsessen aus dem Hause Húrins die Regierung Gondors bis zur Rückkehr von Isildurs Erben.

Minas Tirith litt in den kommenden Jahrhunderten an Bevölkerungsschwund, da unter anderem immer mehr Männer am Anduin gebraucht wurden, der nun die Grenze zwischen Gondor und Mordor darstellte, auch wenn die Truchsesse Ithilien immer noch als Teil Gondors ansahen.

Ringkrieg

Minas Tiriths schwerste Stunde war mit der Belagerung der Stadt durch Saurons Truppen am 15. März 3019 des Dritten Zeitalters gekommen. Sauron hatte zwei Armeen gegen Gondor geschickt, eine, die mit schweren Kriegsmaschinen durch das Morannon kam, und eine, die Minas Morgul verließ und Osgiliath und die Anduinübergänge eroberte. Wie viele Soldaten Sauron ins Feld schickte, weiß man nicht, es war jedoch eine gewaltige Übermacht.

Die Gondorer versuchten, Osgiliath und Cair Andros gegen den Feind zu halten, mussten sich aber nach kurzer Zeit zur Rammas Echor zurückziehen. Die Befestigungen am Dammweg nach Osgiliath hinunter wurden jedoch schnell eingenommen, insbesondere der Einsatz von Sprengpulver beschleunigte das Vordringen des Feindes. Die Dúnedain mussten sich zurückziehen, die Feinde hart auf den Fersen.

Die Schlacht auf den Pelennor-Feldern, Bild: Anke Eißmann

Der Pelennor, jenes fruchtbare Ackerland um Minas Tirith, war mit dem Fall der Rammas Echor jedoch den Feinden preisgegeben worden. Diese hoben außer Reichweite der Verteidiger Gräben aus, die sie mit Feuer füllten und hinter denen sie Katapulte aufstellten, mit denen sie die abgeschlagenen Köpfe der in Osgiliath und an der Rammas Echor gefallenen Soldaten über die Mauern der Stadt schossen, um die Verteidiger zu demoralisieren. Diesen Geschossen folgten einige, die sich nach der Landung entzündeten und die unterste Ebene der Stadt in Brand setzten. Belagerungstürme wurden in Stellung gebracht und der Feind drang auf die Mauern vor, doch wurden sie ohne größere Probleme in Schach gehalten. Erst durch den riesigen Rammbock Grond, dessen Wirkung vom Hexenkönig von Angmar und dunkler Magie noch verstärkt wurde, konnte die Verteidigung der Stadt zerbrochen werden, indem das Große Tor zerstört und somit eine nicht zu haltende Lücke im Verteidigungsring geschaffen worden war.

Als der Feind jedoch den Sturm der Stadt vorbereitete, erschallten die Hörner der Rohirrim und es kam zur Schlacht auf den Pelennor-Feldern. Im Verlaufe der Schlacht verlagerte sich das Glück zugunsten Mordors, doch als Aragorn vollkommen unerwartet mit einer Verstärkung von 1000 Mann am Harlond landete, drehte sich das Blatt wieder zugunsten der Menschen des Westens und die Heere Mordors wurden vernichtet.

Mit Zerstörung des Einen Ringes wurde Sauron vernichtet, Aragorn konnte als Isildurs Erbe die Königswürde Gondors erneuern. Er wurde unter dem Namen Elessar zum hohen König Arnors und Gondors gekrönt und heiratete Arwen, die Tochter Elronds. Aragorn pflanzte einen neuen Weißen Baum, den er auf dem Mindolluin mithilfe Gandalfs gefunden hatte. Das zerstörte Tor der Stadt wurde durch ein Tor aus Mithril, das die Zwerge unter Gimli anfertigten, ersetzt.

Viertes Zeitalter

Minas Tirith wurde im Vierten Zeitalter zum Herrschaftssitz des Wiedervereinigten Königreiches.

Inspiration

Zu Gondor und Minas Tirith ließ sich Tolkien vor allem von Italien und den alten italienischen Städten inspirieren.

Wenn Hobbingen und Bruchtal (wie beabsichtigt) etwa auf der Breite von Oxford liegen, dann läge Minas Tirith, 600 Meilen südlich, etwa auf der Breite von Florenz. Die Mündungen des Anduin und die alte Stadt Pelargir befinden sich etwa auf der Breite des alten Troja.

—” J. R. R. Tolkien: Briefe. Herausgegeben von Humphrey Carpenter. Brief #294 An Charlotte und Denis Plimmer.

Andere Namen

  • Mundburg (von den Rohirrim)
  • Steinstadt oder Stadt des Steinvolks von den Drúedain
  • Die Weiße Stadt

Quellen

  • J. R. R. Tolkien: Der Herr der Ringe.
    • Fünftes Buch,
      • Erstes Kapitel: Minas Tirith.
      • Viertes Kapitel: Die Belagerung von Gondor.
      • Sechstes Kapitel: Die Schlacht auf dem Pelennor.
      • Achtes Kapitel: Die Häuser der Heilung.
    • Anhang A: Die númenórischen Könige.
    • Anhang B: Die Aufzählung der Jahre (Zeittafel der Westlande).
  • J. R. R. Tolkien: Nachrichten aus Mittelerde. Herausgegeben von Christopher Tolkien.
    • Teil 3, II. Cirion und Eorl und die Freundschaft zwischen Gondor und Rohan, 1. Die Nordmenschen und die Wagenfahrer.
  • J. R. R. Tolkien: Briefe. Herausgegeben von Humphrey Carpenter.
    • Brief #156.
    • Brief #294.
    • Brief #347.