Fingolfin

Fingolfin ist im Legendarium der zweite Sohn Finwes. Er regierte während dessen Abwesenheit die Noldor in Tirion und wurde später Hoher König der Noldor in Mittelerde.[1][2]
Zeitangabe
- geboren 1190 in AmanE. Z. (J. B.)[3]
- gestorben 456 E. Z. (J. S.)[4]
Volk
Stammbaum
Beschreibung
Seine Mutter war Indis von den Vanyar, die zweite Frau von Finwe. Seine Geschwister waren sein älterer Halbbruder Feanor, Schaffer der Silmaril, und sein jüngerer Bruder Finarfin, Vater von Galadriel. Fingolfin galt als der stärkste, standhafteste und tapferste der drei Brüder.[1]
In der Form des Legendariums, wie sie im Silmarillion veröffentlicht wurde, hatte Fingolfin drei Kinder: Sein ältester Sohn war Fingon, der nach ihm Hoher König der Noldor wurde. Sein zweiter Sohn Turgon war der Erbauer von Gondolin und Urgroßvater von Elrond. Seine jüngste Tochter war Aredhel, die Weiße Dame der Noldor und Mutter von Maeglin.[1] In früheren Versionen des Legendariums hatte Fingolfin zudem einen weiteren Sohn namens Argon, der jedoch bereits vor der Niederlassung der Noldor in Beleriand fiel.[5]
Lebensgeschichte
Leben in Valinor
Die Beziehung von Fingolfin zu seinem Halbbruder Feanor war von Beginn an distanziert und angespannt. Dieser war wenig erfreut darüber gewesen, dass sich sein Vater nach dem Versterben von seiner Mutter Míriel erneut vermählte.[6]

Diesen Umstand nutzte Melkor, um Zwietracht zwischen den Brüdern zu säen. In den Jahren der Bäume waren Feanor und Fingolfin als älteste Söhne Finwes, des Königs der Noldor auf Aman, hoch angesehen. Melkor schürte jedoch Misstrauen, indem er verbreitete, Fingolfin stehe höher in der Gunst der Valar und habe mit seinen Söhnen verschworen, um Feanor die Erbfolge streitig zu machen. Dieser begann daraufhin aufrührerische Reden gegen die Valar zu halten und brachte Unruhe unter die Noldor. Als Fingolfin seinen Vater bat, Feanor zur Ordnung zu rufen, eskalierte der Konflikt: Feanor bedrohte Fingolfin öffentlich mit dem Schwert. Daraufhin verbannten die Valar ihn für zwölf Jahre aus Tirion. Da sowohl Feanor als auch Finwe das Exil antraten, wurde Fingolfin in ihrer Abwesenheit zum König der Noldor.[7]
Da Manwe eine Versöhnung zwischen Fingolfin und Feanor herbeiführen wollte, lud er später alle Eldar zu einem Fest in seine Thronhallen auf dem Taniquetil und befahl Feanor zu erscheinen. Fingolfin vergab bei diesem Anlass einem Halbbruder öffentlich und sicherte ihm seine Treue zu.[2]
Reise nach Mittelerde
Nachdem Melkor mit Hilfe Ungolianths die Zwei Bäume zerstört, Finwe getötet und die Silmaril geraubt hatte, stachelte Feanor die Noldor zur Rebellion und versammelte sie zum Aufbruch nach Mittelerde. Fingolfin kritisierte zunächst das Vorhaben und den Eid Feanors, was beinahe zu einer weiteren bewaffneten Konfrontation führte. Da Fingolfin Sorge hatte, sein Volk allein den "unbedachten Ratschlüssen" Feanors zu überlassen und sich an sein Versprechen vor Manwes Thron erinnerte, schloss er sich letztlich dem Aufbruch an. Er führte dabei die größte Elbenschar, die vor allem aus Noldor aus Tirion bestanden, die Feanor nicht als ihren König anerkannten. Diese Scharr zog langsamer hinter Feanor her, sodass bei ihrem Eintreffen am Hafen von Alqualonde der Kampf zwischen den Noldor und den Teleri schon im Gange war. Da sie dachten, die Teleri versuchten im Auftrag der Valar die Noldor vom Verlassen Amans zu hindern, kämpfte Fingolfings Gefolge auf der Seite Feanors und half, die Boote der Teleri in ihre Gewalt zu bringen. Aufgrund ihrer Beteiligung am Sippenmord fielen auch sie unter Mandos' Fluch.[8]
Als die Noldor unter Feanors und Fingolfins Führung in Araman an der Helcaraxe ankamen, berieten sie sich, wie sie von dort aus nach Mittelerde gelangen könnten. Als jedoch Feanor und seine Söhne feststellten, dass die Schiffe nicht ausreichten, um alle anwesenden Noldor auf einmal nach Mittelerde zu bringen, beschlossen sie heimlich alleine aufzubrechen und ließen Fingolfin mit seinen Anhänger zurück. Feanor entschied bei Ankunft in Losgar die Schiffe zu verbrennen, statt die verbliebenen Noldor in Aman mit den Schiffen zu holen. So blieb Fingolfin keine Wahl, als sein Gefolge über das Malmeis nach Mittelerde zu führen. Bei dieser gefährlichen Überquerung kamen viele der Elben ums Leben, darunter auch Elenwe, Frau von Fingolfins Sohn Turgon.[8]
Leben in Beleriand
Fingolfin und sein Gefolge erreichten Mittelerde kurz nach Aufgang des Mondes. Als sie in die Gegend von Mithrim einzogen, ging zum ersten Mal die Sonne im Westen auf. Aufgrund dessen konnte Fingolfins Schar ohne Widerstand von Morgoths Dienern durch die Befestigungen von Dor Daedeloth hindurch bis an die Tore von Angband vordringen. Fingolfin, beeindruckt von Morgoths Verteidigungsanlage, zog sich jedoch ohne eine kämpferische Auseinandersetzung wieder zurück. Er schlug das erste Lager mit seinem Gefolge am Nordufer des Mithrim-Sees auf, wohl wissend, dass Söhne Feanors sich ebenfalls in dieser Gegend aufhielten. Um kämpferische Auseinandersetzungen zwischen den beiden Gruppen zu verhindern, verlegten diese das Lager daraufhin an das gegenüberliegende Ufer im Süden.[9]
Die beiden Gruppen der Noldor schlossen erst wieder Frieden auf Intiative von Fingolfins Sohn Fingon, in dem er seinen früheren Freund Maedhros, einer der Söhne Feanors, mithilfe des Adlerfürsten Thorondor aus der Gefangenschaft Morgoths befreite. Da Feanor inzwischen im Kampf mit Morgoths Balrogs gefallen war, warMaedhros sein rechtmäßiger Nachfolger als König. Nach seiner Rettung bat er Fingolfin jedoch nicht nur um Vergebung für die Verbrennung der Schiffe bei Losgar, sondern verzichtete auch auf das Königtum.[9] So wurde Fingolfin im Jahr 7 E. Z. Hoher König der Noldor.[10] Darüber hinaus gab Maedhros Fingolfin als Ausgleich für die Verluste seiner Schar beim Übergang über die Helcaraxe Pferde mit valinorischer Abstammung.[11] Obgleich nicht alle Söhne Feanors die Entscheidung von Maedhros zur Unterordnung guthießen, ermöglichte die geschaffene Einigkeit unter den Noldor in Beleriand die Belagerung von Morgoths Festung Angband von drei Himmelsrichtungen, auch „Sperrgürtel“ genannt.[9][11] Dieser widerum erlaubte es Fingolfin etwa 400 Jahre in Beleriand regieren.[9]
Hintergrund für diese Aufteilung der Länder von Beleriand unter den Noldor war Morgoths erster Versuch, die Stärke seiner Feinde testen: Er schickte ein Orkheer in die Ebene von Ard-galen, das von Angband nach Dorthonion vorstieß. In der Dagor Aglareb wurde dieses erfolgreich von Fingolfins und Maedhros’ Heeren in die Zange genommen und vernichtet.[9] Auch ein weiterer Vorstoß Morgoths gegen Fingolfin, diesmal über die Küste, knappe hundert Jahre später verlief erfolglos, da Fingon die Orks frühzeitig entdeckte und ins Meer jadgte.[9]
Im Rahmen der Belagerung von Morgoth regierte Fingolfin selbst aus Hithlum. Der Großteil seines Volkes wohnte in Mithrim an den Ufern des großen Sees. Sein Sohn Fingon war Herr über Dor-lómin, westlich des Mithrim-Gebirges. Ihre größte Festung stand bei Eithel Sirion im Osten der Ered Wethrin, von wo aus sie Wache über Ard-galen hielten.[11]
Fingolfin war als Oberhaupt der Noldor jedoch nicht nur um starke Bündnisse innerhalb seiner Verwandtschaft, sondern der Elben in ganz Beleriand bemüht: So lud er im Frühjahr des Jahres 20 E.Z. [J. B.] Elben unterschiedlicher Abstammung aus ganz Beleriand zum Fest der Versöhnung nach Eithel Ivrin ein, um Streitereien beizulegen, Bündnisse und Freundschaften zu festigen und auf diese Weise Zusammenhalt gegen den gemeinsamen Feind Morgoth zu gewähren.[9]
Darüber hinaus hieß Fingolfin die ersten Menschen bei deren Ankunft in Beleriand willkommen. So wurden auch sie zu Bundesgenossen im Krieg gegen Morgoth: Er nahm junge männliche Edain aus dem Haus Marach in sein Herr auf, darunter Malach, der 14 Jahre in Hithlum blieb. Auch dessen Nachfahre Hador Lórindol stellte sich in den Dienste Fingolfins; er war dessen Liebling und bekam die Herrschaft über Dor-lómin übertragen.[12]
Kampf mit Morgoth und Lebensende
Im Jahr 455 E. Z., nach der Niederlage in der Dagor Bragollach, ritt er auf Rochallor allein bis zu den Toren der großen Festung und alles floh vor ihm in dem Glauben Orome selbst käme auf sie hinabgefahren. Dann forderte er Morgoth zum Zweikampf heraus und der Valar fürchtete sich vor Fingolfins Zorn.
Über den Kampf wird berichtet:
"Fingolfin aber leuchtete daraus hervor wie ein Stern, denn sein Kettenhemd war mit Silber ausgelegt und sein blauer Schild mit Kristallen besetzt; und er zog sein Schwert Ringil, das glitzerte wie Eis. Dann schwang Morgoth Grond hoch in die Luft, den Unterwelthammer, und schmetterte ihn nieder wie einen Donnerschlag. Doch Fingolfin sprang beiseite, und Grond schlug eine mächtige Grube in die Erde, aus der Rauch und Feuer hervorsprühten. Viele Male versuchte Morgoth, ihn zu zerschmettern, und jedesmal wich Fingolfin aus, wie der Blitz unter einer dunklen Wolke hervorspringt; und er verwundete Morgoth mit sieben Wunden, und siebenmal stieß Morgoth einen Schmerzensschrei aus, bei dem die Heere von Angband mit den Gesichtern zu Boden fielen vor Furcht, und seine Schreie hallten in den Nordlanden wider."
Silmarillion, XVIII Vom Verderben Beleriands und von Fingolfins Ende
Trotz seiner Anstrengungen unterlag Fingolfin aufgrund schlussendlich, da er vor lauter Erschöpfung strauchelte. Morgoth erdrückte ihn mit seinem Fuß, Fingolfin stieß dabei jedoch Ringil in den Fuß. Fingolfin ist somit der einzige Sterbliche, der Morgoth jemals verwundete. Morgoth warf den Leichnam den Wölfen zum Fraß vor, doch Thorondor rettete den Leichnam und brachte ihn zu seinem Sohn Turgon in die Stadt Gondolin im verborgenen Tal von Tumladen. Dort wurde er begraben und ihm ein Cairn (Steinpyramide) als Grabmal errichtet.
Namen und Titel
Bei seiner Geburt wird er zunächst, wie bereits sein älterer Bruder Feanor, nach seinem Vater Finwe genannt. Später erweiterte dieser den Namen zu Ñolofinwe.[13]
Um seinen Anspruch auf das Erbe seines Vaters zu unterstreichen nannte er sich selbst Finwe Ñolofinwe (was Feanor sehr erzürnte), was zur Sindarinform Fingolfin führte.
Seine Mutter Indis gab ihm zudem den Mutternamen Arakáno[5], was so viel wie „königlicher Anführer“ (engl. high chieftain) bedeutet. Der Name galt als prophetisch.[14]
Sonstiges
- Der Song Time Stands Still (at The Iron Hill) von Blind Guardian behandelt den Kampf zwischen Fingolfin und Morgoth vor den Toren von Angband
Links
- Silmarillion Stammbaum (PDF, ca. 108 kb)
- Stammbaum der Eldar und Atani
Quellen
- J. R. R. Tolkien: Das Silmarillion. Herausgegeben von Christopher Tolkien. Übersetzt von Wolfgang Krege. Klett-Cotta, Stuttgart 1978. (Im Original erschienen 1977 unter dem Titel The Silmarillion.) Quenta Silmarillion,
- V Von Eldamar und den Fürsten der Eldalië
- IX Von der Verbannung der Noldor
- XIII Von der Rückkehr der Noldor
- XVIII Vom Verderben Beleriands und von Fingolfins Ende
- ↑ 1,0 1,1 1,2 J. R. R. Tolkien, Christopher Tolkien (ed.): Das Silmarillion. Quenta Silmarillion, Kapitel V: Von Eldamar und den Fürsten der Eldalië.
- ↑ 2,0 2,1 J. R. R. Tolkien, Christopher Tolkien (ed.): Das Silmarillion. Quenta Silmarillion, Kapitel VIII: Von der Verdunklung Valinors.
- ↑ J. R. R. Tolkien, Christopher Tolkien (ed.): The History of Middle-earth Vol. X Morgoth’s Ring. Part Two, The Annals of Aman: Fourth section of the Annals of Aman, §81, S. 92.
- ↑ J. R. R. Tolkien, Christopher Tolkien (ed.): The History of Middle-earth Vol. XI The War of the Jewels. Part One: The Grey Annals, §157, S. 55.
- ↑ 5,0 5,1 J. R. R. Tolkien, Christopher Tolkien (ed.): The History of Middle-earth, Vol. XII: The Peoples of Middle-earth, Kapitel XI: The Shibboleth of Fëanor, S. 345.
- ↑ J. R. R. Tolkien, Christopher Tolkien (ed.): Das Silmarillion. Quenta Silmarillion, Kapitel VI: Von Feanor und der Loskettung Melkors.
- ↑ J. R. R. Tolkien, Christopher Tolkien (ed.): Das Silmarillion. Quenta Silmarillion, Kapitel VII: Von den Silmaril und der Unruhe der Noldor.
- ↑ 8,0 8,1 J. R. R. Tolkien, Christopher Tolkien (ed.): Das Silmarillion. Quenta Silmarillion, Kapitel IX: Von der Verbannung der Noldor.
- ↑ 9,0 9,1 9,2 9,3 9,4 9,5 9,6 J. R. R. Tolkien, Christopher Tolkien (ed.): Das Silmarillion. Quenta Silmarillion, Kapitel XIII: Von der Rückkehr der Noldor.
- ↑ J. R. R. Tolkien, Christopher Tolkien (ed.): The History of Middle-earth Vol. XI The War of the Jewels. Part One: The Grey Annals, §69, S. 33.
- ↑ 11,0 11,1 11,2 J. R. R. Tolkien, Christopher Tolkien (ed.): Das Silmarillion. Quenta Silmarillion, Kapitel XIV: Von Beleriand und seinen Reichen.
- ↑ J. R. R. Tolkien, Christopher Tolkien (ed.): Das Silmarillion. Quenta Silmarillion, Kapitel XVII: Von den ersten Menschen im Westen.
- ↑ J. R. R. Tolkien, Christopher Tolkien (ed.): The History of Middle-earth Vol. X Morgoth’s Ring. Part Three, The Second Phase: Laws and Customs among the Eldar, S. 217.
- ↑ J. R. R. Tolkien, Christopher Tolkien (ed.): The History of Middle-earth, Vol. XII: The Peoples of Middle-earth, Kapitel XI: The Shibboleth of Fëanor, S. 360.
| Vorgänger | Hoher König der Noldor | Nachfolger |
| Maedhros | 7–456 E. Z. (J. S.) | Fingon |
| Vorgänger | Hoher König der Noldor | Nachfolger |
| Maedhros | 7–456 E. Z. (J. S.) | Fingon |
