George MacDonald

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Biographisches

George MacDonald (* 10. Dezember 1824 in Huntly, Schottland; † 18. September 1905 in Ashtead, Surrey) war ein schottischer Autor, Dichter und christlicher Geistlicher, ausgebildet am King’s College in Aberdeen und am Highbury Theological College. Zu seinem Freundes- und Bekanntenkreis zählten viele namhafte Persönlichkeiten seiner Zeit, darunter Lewis Carroll, John Ruskin und Edward Burne-Jones.[TGW 1][1][S&H RGI 1][S 1][BR 1]

George Macdonald wurde am am 10. Dezember 1824 in Huntlygeboren und war ein Sohn von George MacDonald und Helen MacKay.[S 2][BR 1][WP 1]

Sein Vater, ein Bauer, gehörte zum MacDonalds-Clan von Glencoe und war ein direkter Nachfahre einer jener Familien, die im Massaker von Glencoe (1692) gelitten hatten. MacDonald wurde vom schottischen Calvinismus geprägt. Doch schon von einem frühen Zeitpunkt an stand er mit dessen Hauptlehren in Konflikt.[WP 1]

MacDonald studierte an der Universität von Aberdeen und zog dann nach London, um am Highbury College als presbyterianischer Geistlicher ausgebildet zu werden. Ab 1850 übernahm er die Aufgabe als Pastor an mehreren Orten, u.a. in Arundel, Machenster, lurz in Algerien, Hastings und London zu wirken.[WP 1]

MacDonald verstarb am 18. September 1905 in Ashtead, Surrey, England[WP 1]

MacDonald Wirken als Schriftsteller

Als Autor einer Reihe zeitgenössischer Romane, die hauptsächlich in seiner Heimat Schottland spielen (und teilweise stark mit schottischem Dialekt durchsetzt sind), ist MacDonald heute vor allem für seine beiden Fantasy-Romane Phantastes (1858) und Lilith (1895), sowie für seine Geschichten für Kinder bekannt. Aufgrund seiner religiösen Prägung verlieh er vielen seiner Werke einen moralischen Unterton.

Zu seinen bekanntesten und einflussreichsten Werken zählen:

  • At the Back of the North Wind (1871),
  • The Princess and the Goblin (1872)
  • The Princess and Curdie (1883)

Sie gelten als Klassiker, ebenso wie einige seiner kürzeren Erzählungen, darunter

  • „The Golden Key“,
  • „The Light Princess“,
  • „Little Daylight“
  • „The History of Photogen and Nycteris“ („The Day Boy and the Night Girl“.

Ein Charakteristikum einiger seiner Werken für Kinder war die Verwendung einer Erzählstimme. J.R.R. Tolkien verwendet ebenfalls in Der Hobbit eine solche Stimme, was er aber später bereute.

C.S. Lewis schrieb, dass seine eigene Fantasie nach der Lektüre von Phantastes „in gewisser Weise getauft“ worden sei.[S 3][S&H RGI 2]

Seine Werke umfassten rund 50 Romane, Gedichte, Kurzgeschichten, Fantasy-Werke, Predigten und Essays und inspirierten Autoren wie W.H. Auden, C.S. Lewis, Gilbert Keith Chesterton, Charles Williams und J.R.R. Tolkien.

Er wird daher öfters als „Großvater” der Inklings bezeichnet.[TGW 2][2] Auf der Webseite "worksofmacodnald" wird MacDonald als der "Vorläufer der Inklings" und verweist darauf, das zwei Jahrzehnte nach seinem Tod seine Bücher ausschlaggebend dafür waren, dass C.S. Lewis zum Christentum fand.[S 4]

George MacDonald & Tolkien

Bereits in der Kindheit kam Tolkien mit der Lektüre in Kontakt. Bei Scull & Hammon wird vermerkt, dass Tolkiens "frühe Lektüre" u. a. die "Alice-Bücher" von Lewis Carroll, die ihn amüsieren, die Märchenbücher von Andrew Lang und The Princess and the Goblin sowie The Princess and Curdie von George MacDonald, umfasste. Diese Texte prägten seine frühe Vorstellung von Fantasie und Erzählkunst. [3]

Einflüsse MacDonalds auf Tolkien

Tolkien betont an unterschiedlichsten Stellen, dass seine Erzählungen aus Einflüssen von Epik, Mythologie und Märchen hervorgegangen sind. Unter den mannigfaltigen Quellen nennt er als seine wichtigste Quellen das altenglische Epos Beowulf. Im Brief 25 weist er zudem darauf hin, dass seine Werke zwar nicht in der Tradition viktorianischer Märchen stehe, aber George MacDonald als bedeutende Ausnahme angesehen werden kann.[4] So stellt er die Orks in die Kobold/Goblin-Tradition, wie sie bei MacDonald verwendet wird (vgl. Brief 144 und Brief 151 oder in einem in einem nicht freizugänglichem Brief an The Observer).

Tolkien kannte möglicherweise auch ein Gedicht von George MacDonald in At the Back of the North Wind (1870, Kap. 24), „The True History of the Cat and the Fiddle“, in dem die Kinderreime „Hey Diddle Diddle“ und „The Man in the Moon Came Down Too Soon“ kombiniert werden.[S&H RGI 3]

Neben allgemeinen Einflüssen erwähnt Tolkien sowohl in der veröffentlichten Fassung von On Fairy-Stories - Über Märchen als auch in seinen Entwürfen und Notizen mehrfach konkrete Werke von MacDonald. Er weist z. B. auf MacDonalds Verwendung des traditionellen Volksmotivs in „The Giant’s Heart“ und auf Die Prinzessin und der Kobold (1872) und Die Prinzessin und Curdie (1883) hin und nimmt verschiedene Werke als Referenz.[S&H RGI 4] In einem der erhaltenen Entwürfe schreibt er:

George MacDonald hat in dieser Mischung aus deutschen und schottischen Einflüssen (die ihn für mich so unwiderstehlich attraktiv macht) das dargestellt, was für mich immer der klassische Goblin sein wird. An diesem Maßstab messe ich alle Goblins, ob alt oder neu.

— J. R. R. Tolkien

Ein anders Beispiel für die Einflussnahme dürften die Ents sein. In einem der bekanntesten Romane von MacDonald, Phantastes, begegnet der Protagonist auf seiner Reise durch das „Feenland“ lebenden Bäumen. Tolkien bemerkte in einem Brief, dass diese Vorstellung „vielleicht einen entfernten Einfluss“ auf die Erschaffung der Ents hatte. Tolkien schrieb am 26. Oktober 1958 einen Brief an eine Mrs. L. M. Cutts (nicht veröffentlicht)[S&H 1][S&H 2][S&H RGI 5][S 5]: Wenn „Der Herr der Ringe“ „englisch“ ist (bitte nicht „britisch“), dann deshalb, weil ich Engländer bin. Zudem schreibt Tolkien, dass die Ents in Der Herr der Ringe als Ausdruck seiner Liebe zu Bäumen zu verstehen sind,

„vielleicht mit einem gewissen Einfluss von George MacDonalds Phantastes“

— J. R. R. Tolkien

In Phantastes nehmen die Esche, die Buche und die Erle menschliche Gestalt an.[S&H RGI 6]

Tolkien wurde 1964 angefragt, ob er ein Vorwort für das Buch der goldene Schlüssel von MacDonald verfassen würde. Im Brief 262 vom 7. September 1964 an Michael di Capua nimmt Tolkien die Anfrage an, wird aber nie ein Vorwort verfassen. Er schreibt:

Sehr geehrter Herr di Capua,

ich möchte gerne ein kurzes Vorwort zu einer gesonderten Ausgabe von The Golden Key schreiben. Ich bin kein so glühender Bewunderer von George MacDonald wie C. S. Lewis es war; doch halte ich viel von dieser Geschichte. Ich habe sie in meinem Essay Über Märchen erwähnt … (…)

— J. R. R. Tolkien

Der Entwurf des Vorwortes ist erhalten geblieben und kann im Reader's Guide I Part I A - M auszugsweise nachgelesen werden. Das Original liegt in der Bodleian Library in Oxford.[S&H RGI 7]

Ein weiteres Dokument, das in der Bodleian Library in Oxford aufbewahrt wird (Tolkien Papers, Bodleian Library, Oxford) , ist ein loses Blatt, das aufzeigt, dass das Projekt im Sand verlaufen ist. Tolkien vermerkt auf diesem[S&H RGII 1]:

Als ich versuchte, eine Einleitung (für Kinder!) zu „The Golden Key“ zu schreiben – nachdem ich dieses Buch (und vieles andere von G. MacDonald) erneut gelesen hatte –, stellte ich fest, wie sehr meine selektive Erinnerung seine „F[airy] Stories“ verändert hatte und wie sehr ich sie nun ablehnte. Ich denke, ich hätte das Vorhaben ohnehin aufgeben sollen. Aber [Smith of Wootton Major] entstand aus meinem Versuch (ich wollte ein Beispiel für „Feenzauber” geben).

— J. R. R. Tolkien

Die Einflussnahme wird von Tolkiens Umfeld bereits wahrgenommen und dokumentiert. In einem Essay Club-Protokoll des Exeter College wurde vom "The Club Secretary" vermerkt[S&H 3]:

(…) um 20:15 Uhr … ging der Präsident zur öffentlichen Tagesordnung über und bat Mr. J.R.R. Tolkien, seinen ›Fall von Gondolin‹ zu lesen. Als Entdeckung eines neuen mythologischen Hintergrundes war Mr. Tolkiens Beitrag überaus erhellend und zeichnete ihn als einen standhaften Anhänger der Tradition aus, eine Behandlung tatsächlich in der Art solch typischer Romantiker wie William Morris, George MacDonald, de la Motte Fouqué usw. … .

— J. R. R. Tolkien

Berührungspunkte im beruflichen Kontexten

Am 11. Mai 1934 wurde Tolkien mit M.R. Ridley zum Prüfer der B.Litt.-Arbeit von Mary M. McEldowney von der Society of Oxford Home-Students mit dem Titel The Fairy Tales and Fantasies of George MacDonald ernannt und führten die Prüfung am 12. Juni 1934 durch. Als Vorbereitung auf die Prüfung las Tolkien die Werke vermutlich nochmals.[S&H 4]

Später, während er On Fairy-Stories - Über Märchen für einen Vortrag an der University of St Andrews (Schottland) schrieb, machte er sich eine Notiz: „B.Litt. über Macdonald [sic] herausholen“, d. h. auf McEldowneys Arbeit verweisen (Tolkien Papers, Bodleian Library, Oxford).[S&H RGI 8]

Einige der Ideen, die Tolkien in On Fairy-Stories - Über Märchen vorbrachte, erinnern an Gedanken, die MacDonald in „The Fantastic Imagination” (erstmals veröffentlicht 1893) entwickelt hatte. MacDonald wies darauf hin, dass es kein englisches Wort gibt, das dem deutschen „Märchen“ entspricht, sodass wir „das Wort Fairytale verwenden müssen, unabhängig davon, ob die Geschichte etwas mit Feen zu tun hat oder nicht.“ Zudem sieht sich Tolkien zu der Feststellung veranlasst, dass „der Tod das Thema ist, das George MacDonald am meisten inspiriert hat“. Auch im Der Herr der Ringe spielt der Tod ein wesentliche Rolle.[S 6][S&H RGI 9]

Literatur, die sich mit MacDonald und Tolkien beschäftigt

  • Fank Bergman „The Roots of Tolkien’s Tree: The Influence of George MacDonald and German Romanticism upon Tolkien’s Essay „On Fairy-Stories” (Die Wurzeln von Tolkiens Baum: Der Einfluss von George MacDonald und der deutschen Romantik auf Tolkiens Essay „Über Märchen”), Mosaic 10, Nr. 2 (Winter 1977),
  • William Raeper, George MacDonald (1987); Jason Fisher, „Reluctantly Inspired: George MacDonald and J.R.R. Tolkien“, North Wind: A Journal of George MacDonald Studies 25 (2006)
  • Colin Manlove: „How Much Does Tolkien Owe to the World of George MacDonald?” in The Ring Goes Ever On: Proceedings of the Tolkien 2005 Conference: 50 Years of The Lord of the Rings, hrsg. von Sarah Wells (2008);
  • Marjorie Burns, „Saintly and Distant Mothers”, in The Ring and the Cross: Christianity and The Lord of the Rings, hrsg. von Paul E. Kerry (2011)
  • Măcineanu, Laura. (2019). Women Figures in George Macdonald’s and J.R.R. Tolkien’s Fantasy Writings. Gender Studies. 18. 69-82. 10.2478/genst-2020-0006.[S 7]

George MacDonald in den Briefen Tolkiens

Tolkien erwähnt MacDonald in folgenden Briefen[4][5]:

Links

Quellen

  1. "Women Figures in George Macdonald’s and J.R.R. Tolkien’s Fantasy Writings" online
  2. "Women Figures in George Macdonald’s and J.R.R. Tolkien’s Fantasy Writings" online
  3. Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Chronology, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017)S. 6
  4. 4,0 4,1 Humphrey Carpenter, J. R. R. Tolkien Briefe, Klett-Cotta
  5. Humphrey Carpenter, The Letters - revised and expanded HarperCollins
Hammond & Scull
  1. Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Chronology (Chron.), HarperCollins; Revised and expanded edition (2. November 2017) S. 624
  2. Scull & Hammond, Chron., S. 563
  3. Scull & Hammond, Chron., S. 119
  4. Scull & Hammond, Chron., S.186
  1. Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Reader's Guide I Part I A - M, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017) u. a. S. 756
  2. Scull & Hammond, Reader's Guide I., S. 756 - 760
  3. Scull & Hammond, Reader's Guide I., S. 770f
  4. Scull & Hammond, Reader's Guide I., S. 375
  5. Scull & Hammond, Reader's Guide I., u.a. S. 339, 756 -760
  6. Scull & Hammond, Reader's Guide I., S. 756 - 760 (dort zitiert aus Sotheby’s, Englische Literatur, Geschichte, Buchbinderei, Privatdrucke, Kinderbücher, Bildbände und Zeichnungen, London, 10. Juli 2003, S. 297)
  7. Scull & Hammond, Reader's Guide I., S.335
  8. Scull & Hammond, Reader's Guide I., S. 756 - 760
  9. Scull & Hammond, Reader's Guide I., S. 756 - 760
  1. Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Reader's Guide Part II N - Z, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017) S. 1057
Wikipedia
  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 "George MacDonald" online
Britannica
  1. 1,0 1,1 "George Macdonald" online
Tolkiengateway
  1. "George MacDonald" online
  2. "George MacDonald" online
Sonstige
  1. Sotheby’s, Englische Literatur, Geschichte, Buchbinderei, Privatdrucke, Kinderbücher, Bildbände und Zeichnungen, London, 10. Juli 2003)
  2. "the victorian web: George Macdonald: Biography" online
  3. Surprised by Joy: The Shape of My Early Life (1955), Kap. 11)
  4. "worksofmacdonald.com: About George MacDonald" online
  5. zitiert in Sotheby’s, English Literature, History, Fine Bindings, Private Press Books, Kinderbücher, illustrierte Bücher und Zeichnungen, London, 10. Juli 2003, S. 297)
  6. Fantasists on Fantasy: A Collection of Critical Reflections, hrsg. von Robert H. Boyer und Kenneth J. Zahorski (1984), S. 14; vgl. Baum und Blatt)
  7. "researchgate: Women_Figuresin George_Macdonald's and JRR_Tolkien's_Fantasy_Writings" online