Geoffrey Edmond Selby

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Geoffrey Edmond Selby war ein britischer Lehrer, Literaturwissenschaftler, Büchersammler, Anglist und Kollege und Freund von J.R.R. Tolkien an der Universität Oxford.

Biographisches

Geoffrey Edmond Selby wurde am 10. September 1909 in Doncaster geboren. Er war der Sohn des Chirurgen Edmond Wallace Selby (1869–1943) und dessen zweiter Ehefrau Lily Vercoe (1875–1959), die im Jahr 1908 heirateten. Aus der ersten Ehe seines Vaters mit Edith Mary Vercoe (1866–1906), der älteren Schwester von Lily Vercoe, hatte Selby einen Halbbruder und zwei Halbschwestern.

Geoffrey wurde an der Oundle School in Northamptonshire ausgebildet und immatrikulierte sich im Oktober 1928 am Hertford College, Oxford. Er schloss 1932 mit einem Third Class Honours in English ab.

Während des Zweiten Weltkriegs diente er als Flight Lieutenant in der Royal Air Force Volunteer Reserve (RAFVR). Nach dem Krieg unterrichtete er an der William Hulme's Grammar School in Manchester (ca. 1946/47) und später am College of the Venerable Bede in Durham. In dieser Zeit wurden nahezu 250 seltene Bücher (meist aus dem 17. oder 18. Jahrhundert) für die Bibliothek des Colleges erworben, heute Teil der Special Collections der Durham University. Dort blieb er bis zu seiner Pensionierung etwa 1968 oder 1969.

1943 heiratete er in Renfrewshire, Schottland, Mary Glen McCall (1913–1981). Ihre Tochter Jean kam im Frühjahr 1944 in Grimsby zur Welt.

Selby starb am 16. Juli 1987 in Durham und hinterließ ein Nachlassvermögen von fast 90.000 Pfund.

Exlibris und Bücherbesitz

Selby war nicht nur Leser, sondern ein aktiver Sammler von Literatur. Sein Exlibris – ein nicht signierter Holz- oder Kupferstich – befindet sich z. B. in einem Exemplar von Straws and Prayer-Books (1926) von James Branch Cabell. Das Buch wurde laut Eintrag und Etikett am 11. November 1931 in der Davenant Bookshop (41 High Street, Oxford) erworben.

Das Motiv des Exlibris zeigt vermutlich ein Kircheninnere, möglicherweise die Selby Abbey oder die Durham Cathedral. Der Buchbesitz Selbys lässt sich in verschiedenen Bibliotheks- und Auktionskatalogen weltweit nachweisen.

Beziehung zu Tolkien und deren Briefverkehr

Es ist davon auszugehen, dass Tolkien und Selby befreundet waren. Ein Indiz dafür ist der Brief vom 14. Dezember 1937, der an einen Freund namens Selby gerichtet ist. Obwohl mehrfach von ihm als "Kollege" Tolkiens bezeichnet, lassen sich laut Douglas A. Anderson keine Hinweise auf ein offizielles akademisches Verhältnis nachweisen.

Es wird zudem vermutet, dass Selby Teil des frühen studentischen Inklings-Kreises in Oxford gewesen sein könnte. Sowohl Tolkien als auch C.S. Lewis hielten Vorträge bei der Tyndale Society am Hertford College, u.a. Tolkien im Jahr 1929 über The Chill Barbarians of the North.

Briefverkehr mit Tolkien

Zwischen 1937 und etwa 1955/56 verfasste Tolkien mindestens vier bekannte Briefe an Selby. In einem Brief vom 19. September 1944 gratulierte er verspätet zur Geburt von Selbys Tochter und erwähnte, dass seine eigene Tochter Priscilla gerade die frühen Kapitel des The Lord of the Rings abtippte.[1]

Die erhaltenen Briefe zwischen J.R.R. Tolkien und Geoffrey Selby geben nur begrenzt Aufschluss über den Ursprung ihrer Bekanntschaft. Es wird vermutet, dass sie sich während Selbys Studienzeit in Oxford (1928–1932) kennenlernten. Eine direkte akademische Verbindung lässt sich jedoch nicht belegen, da Tolkien nicht als Selbys Tutor geführt wird. Möglich ist, dass Selby einige seiner Vorlesungen besuchte, auch wenn seine eigenen Interessen offenbar stärker auf das 17. und 18. Jahrhundert ausgerichtet waren – ein Zeitraum außerhalb von Tolkiens Forschungsschwerpunkt. Veröffentlichungen von Selby sind nicht bekannt.

Trotzdem pflegten beide ein vertrautes Verhältnis, und Tolkien war bereit, Selby bei der Bewerbung um eine Stelle zu unterstützen. Auffällig ist, dass sich die überlieferten Briefe in erster Linie mit Tolkiens literarischer Arbeit befassen. Es wurde daher spekuliert, ob Selby möglicherweise zur frühen studentischen Inkarnation der Inklings gehörte, die in den späten 1920er-Jahren in Oxford bestand. Diese Annahme lässt sich jedoch nicht eindeutig belegen. Die genaue Art ihrer Freundschaft bleibt letztlich ungeklärt.

Selby in den Tolkien Briefen

In den Briefen sind folgende abgedruckt:

  • Brief 80a, an Selby gerichtet: Der Brief gehört zwar zu den neu aufgenommenen Briefen, ist aber leider nur sehr verkürzt abgedruckt. Die oben erwähnte Gratulation wurde ausgelassen und beginnt erst unmittelbar danach.
  • Brief 124, an Stanley Unwin gerichtet

Scull and Hammond führen weitere Briefe an:

Von G.E. Selby an Tolkien:

  • 28. November 1937: Selby fragt nach Unterschieden zwischen den Runen auf Thror's Karte und wie sie im Text von „Der Hobbit“ beschrieben sind. [2]
  • 31. Dezember 19949: Unwin schickt Tolkien eine Anfrage, die er von G. E. Selby vom College of the Venerable Bede in Durham bekommen hat, über die „Authentic history of Faery“ (Authentische Geschichte der Feen), die Tolkien geschrieben haben soll.[3]

Briefe an G.E. Selby:

  • Brief vom 14. Dezember 1937 (nicht veröffentlicht, kurz erläutert in Hammond & Scull, Reader's Guide Part I, S. 221.[4] und nachzulesen auf tolkienggateway
  • Brief an G.E. Selby (7. Juli 1946) [5]
  • Brief an G.E. Selby (1955/6): Tolkien schreibt über die Veröffentlichung vom Der Herr der Ringe, der aus seiner Sicht weder als Trilogie noch als Allegorie bezeichnet werden kann. Außerdem geht er auf Rezensionen, Frodos Scheitern, die elbischen Sprachen und das Gedicht Errantry ein.[6]

Weblinks

Quellen und Literatur

Der Artikel beruht hauptsächlich auf den Informationen der Homepage silmarillion-minutiae.blogspot.com/ und dem Artikel Tolkien's Friend Selby von Douglas A. Anderson

  • Douglas A. Anderson: Tolkien's Friend Selby, in: Mallorn Nr. 62 (Winter 2021), S. 34–35.
  • Douglas A. Anderson: An Update on Things Tolkien- and Inklings-Related, Blogpost, 2022.
  • John D. Rateliff: Tolkien and Cabell, Blogpost auf SACNOTH'S SCRIPTORIUM, 2012.
  • Oronzo Cilli: Tolkien’s Library: An Annotated Checklist. Luna Press, 2. Aufl. 2023.
  • Wayne G. Hammond & Christina Scull: The J.R.R. Tolkien Companion and Guide.
  1. Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Chronology, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017) 295
  2. Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Chronology, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017) S. 220
  3. Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Chronology, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017) 376
  4. Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Reader's Guide Part I A - M, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017) S.
  5. Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Chronology, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017) 320
  6. Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Chronology, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017) 508