Wolfgang Krege: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Bild:Der Herr der Ringe Cover ISBN 978-3-608-93544-8.png|thumb|upright|Die Neuübersetzung des ''Herrn der Ringe'' in der ersten grünen Taschenbuchausgabe (2000).]]
{{Inuse|[[Benutzer:Saelon|Saelon]] 10:45, 29. Mär. 2014 (CET)}}
'''Wolfgang Krege''', geboren am 1. Februar 1939 in Berlin, gestorben am 13. April 2005 in Stuttgart, war ein deutscher Autor und Übersetzer. Er zählt neben [[Margaret Carroux]] und [[Hans J. Schütz]] zum „Dreigestirn der großen deutschen [[J. R. R. Tolkien|Tolkien]]-Übersetzer“<ref name="Nachruf">[[Lisa Kuppler]]: ''Wolfgang Krege. 1.2.1939-13.4.2005. Ein Nachruf'', in: ''Der Flammifer von Westernis'' Nr. 24 (1/2005).</ref>.
[[Bild:Das Silmarillion ISBN 978-3-608-93819-7.png|thumb|upright|J. R. R. Tolkien: ''Das Silmarillion'' in der Übersetzung Wolfgang Kreges (1978).]]
'''Wolfgang Krege''', geboren am 1. Februar 1939 in Berlin, gestorben am 13. April 2005 in Stuttgart, war ein deutscher Übersetzer, Redakteur, Werbetexter, Lektor und Schriftsteller. Er zählte neben [[Margaret Carroux]] und [[Hans J. Schütz]] zum „Dreigestirn der großen deutschen [[J. R. R. Tolkien|Tolkien]]-Übersetzer“<ref name="Nachruf">[[Lisa Kuppler]]: ''Wolfgang Krege. 1.2.1939-13.4.2005. Ein Nachruf'', in: ''Der Flammifer von Westernis'' Nr. 24 (1/2005).</ref>.


== Kurzbiographie ==
Wolfgang Krege wuchs in Berlin auf und begann Anfang der sechziger Jahre sein Philosophiestudium an der Freien Universität Berlin. Er arbeitete als Lexikonredakteur, Werbetexter und Verlagslektor. Seit 1970 war er auch als Übersetzer tätig, unter anderem für den [[Klett-Cotta Verlag]], Diogenes, Haffmans, Heyne und den Unionsverlag. Anfang der siebziger Jahre las er dann zum ersten Mal [[J. R. R. Tolkien]]s ''[[Der Herr der Ringe]]''.<ref name="Nachruf"/>
 
Wolfgang Krege wuchs in Berlin auf und begann Anfang der 60er Jahre sein Philosophiestudium an der Freien Universität Berlin. Er arbeitete als Lexikonredakteur, Werbetexter und Verlagslektor. Seit 1970 war er auch als Übersetzer tätig, unter anderem für den [[Klett-Cotta Verlag]], Diogenes, Haffmans, Heyne und den Unionsverlag. Anfang der 70er Jahre las er dann zum ersten Mal [[J. R. R. Tolkien]]s ''[[Der Herr der Ringe]]''.
 
Er übersetzte unter anderem Werke von Autoren, wie Anthony Burgess, E. Annie Proulx, Amélie Nothomb, Joseph Conrad, William Goldman und vielen anderen.
 
Als Autor schrieb er in erster Linie dokumentarische oder sprachwissenschaftliche Werke mit Bezug zu J. R. R. Tolkiens Werken. Bei Klett-Cotta erschienen sein Nachschlagewerk ''[[Handbuch der Weisen von Mittelerde]]'' (1996) und sein ''[[Elbisches Wörterbuch]]'' (2003), welches er nach den Aufzeichnungen J. R. R. Tolkiens zusammenstellte.
 
Wolfgang Krege war bis zu seinem Tod mit der deutschen Redakteurin und Übersetzerin [[Roswith Krege-Mayer]] verheiratet.<ref name="Nachruf"/>
 
=== Zitat ===


Er übersetzte unter anderem Werke von Autoren, wie Anthony Burgess, E. Annie Proulx, Amélie Nothomb, Joseph Conrad, William Goldman und vielen anderen. Herr Krege ging bei seinen Übertragungen häufig nach einer freieren, weniger streng an den originalen Wortlaut des Textes gebundenen Übersetzungspraktik vor:
{{Zitat
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|Text=Was ich nicht mag, ist die Furcht, vom Wortlaut abzuweichen, um den Sinn und die Sprachebene des Originals zu treffen. Manchmal muss sich der Übersetzer zu einem Risiko durchringen.
|Text=Was ich nicht mag, ist die Furcht, vom Wortlaut abzuweichen, um den Sinn und die Sprachebene des Originals zu treffen. Manchmal muss sich der Übersetzer zu einem Risiko durchringen.
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== Übersetzungen von J. R. R. Tolkiens Werken ==
Als Übersetzer wurde Wolfgang Krege jedoch vor allem durch die deutsche Übersetzung von J. R. R. Tolkiens mythologischem Werk ''[[Das Silmarillion]]'' von 1978 bekannt. In der Folge übersetzte er den Großteil der weiteren Tolkien-Publikationen, wie etwa ''[[Über Märchen]]'' (1982), ''Beowulf: Die Ungeheuer und ihre Kritiker'' (1984) und ''[[Sir Gawain und der Grüne Ritter]]'' (1987). Auch die bekannte Tolkiensche Briefsammlung, die von [[Humphrey Carpenter]] bearbeitet und veröffentlicht wurde, wurde von Wolfgang Krege übersetzt (''[[Briefe]]'', 1991), wie auch Carpenters Biographie des Autors (''[[J. R. R. Tolkien: Eine Biographie]]'', 1979).
 
Erst 19 Jahre später erschien mit seiner Neuübersetzung von ''[[Der kleine Hobbit|Der Hobbit]]'' (1997) erneut eine Übersetzung eines Tolkien-Romans von seiner Hand. Hier sind erstmals alle Lieder und Gedichte, sowie das Vorwort vollständig übersetzt und enthalten. Alle Namen wurden darin an die Übersetzungen im ''Der Herr der Ringe'' angeglichen. Wenn auch verschiedene Namensveränderungen, wie bei den [[Trolle|Trollen]] und verschiedene, zu modern wirkende Bezeichnungen, wie etwa „Hurrikan“<ref>J. R. R. Tolkien: ''Der Hobbit''. Kapitel XIV: ''Feuer und Wasser''.</ref> auftauchen, wird die Übersetzung doch allgemein als gelungen betrachtet. Eine überarbeitete und verbesserte Ausgabe der ''Hobbit''-Übersetzung Wolfgang Kreges erschien 2009. Eine weitere Neuausgabe, die Verbesserungen in der Prosa durch [[Joachim Kalka]] enthält, wurde 2012 veröffentlicht.<ref>J. R. R. Tolkien: ''[[Das Große Hobbit-Buch]]. Der komplette Text mit Kommentaren und Bildern''. Herausgegeben von [[Douglas A. Anderson]], übersetzt und überarbeitet von [[Lisa Kuppler]], S. 408.</ref>


Als Übersetzer wurde Wolfgang Krege durch die deutsche Übersetzung von J. R. R. Tolkiens mythologischem Werk ''[[Das Silmarillion]]'' von 1978 bekannt. In der Folge übersetzte er den Großteil der weiteren Tolkien-Publikationen, wie etwa ''[[Über Märchen]]'' (1982), ''[[Beowulf: Die Ungeheuer und ihre Kritiker]]'' (1984) und ''[[Sir Gawain und der Grüne Ritter]]'' (1987). Auch die bekannte Tolkiensche Briefsammlung, die von [[Humphrey Carpenter]] bearbeitet und veröffentlicht wurde, wurde von Wolfgang Krege übersetzt (''[[Briefe]]'', 1991), wie auch Carpenters Biographie des Autors (''[[J. R. R. Tolkien: Eine Biographie]]'', 1979).
Als Schriftsteller schrieb Herr Krege in erster Linie dokumentarische oder sprachwissenschaftliche Werke mit Bezug zu J. R. R. Tolkiens Werken. Bei Klett-Cotta erschienen sein Nachschlagewerk ''[[Handbuch der Weisen von Mittelerde]]'' (1996) und sein ''[[Elbisches Wörterbuch]]'' (2003), welches er nach den Aufzeichnungen J. R. R. Tolkiens zusammenstellte.


Erst 19 Jahre später erschien mit seiner Neuübersetzung von ''[[Der kleine Hobbit|Der Hobbit]]'' (1997) erneut eine Übersetzung eines Tolkien-Romans von seiner Hand. Hier sind erstmals alle Lieder und Gedichte, sowie das Vorwort vollständig übersetzt und enthalten. In späteren Auflagen sind auch ''Thrors Karte'' und ''Eine Karte von Wilderland'' erstmals in einer deutschen ''Der Hobbit''-Ausgabe enthalten. Kreges Neuübersetzung versteht sich dabei als „erwachsener“ als die von [[Walter Scherf]] (1957). Alle Namen wurden darin an die Übersetzungen im ''Der Herr der Ringe'' angeglichen. Wenn auch verschiedene Namensveränderungen, wie bei den [[Trolle|Trollen]] und manch eine zu moderne Bezeichnung, etwa „Hurrikan“<ref>J. R. R. Tolkien: ''Der Hobbit''. Kapitel XIV: ''Feuer und Wasser''.</ref> auftauchen, wird die Übersetzung doch als gelungen betrachtet.
Wolfgang Krege war bis zu seinem Tod mit der deutschen Redakteurin und Übersetzerin [[Roswith Krege-Mayer]] verheiratet.<ref name="Nachruf"/>


== Die ''Der-Herr-der-Ringe''-Neuübersetzung<ref>Als grundlegende Quelle der folgenden Äußerungen diente [[Rainer Nagel]]s Aufsatz ''Verschiedene Interpretationen eines Textes als Grundlage von Übersetzungsstrategie. Die »alte« und die »neue« deutsche HdR-Übersetzung'', in: ''[[Hither Shore]]'' 1 (2004), S. 85–118.</ref> ==
== ''Der Herr der Ringe'' in neuer Übersetzung ==
[[Bild:Der Herr der Ringe Cover ISBN 978-3-608-93544-8.png|thumb|upright|Die Neuübersetzung des ''Herrn der Ringe'' in der ersten grünen Taschenbuchausgabe (2000).]]


Im Jahre 2000 erschien dann Wolfgang Kreges Neuübersetzung von ''Der Herr der Ringe''. Im Gegensatz zum ''Silmarillion'' und dem ''Hobbit'' ist diese Übersetzung aber unter Fans bis heute stark umstritten. In einer kurzen Stellungname erklärt Krege am Ende seiner Neuübersetzung, sein Vorgehen und begründet die Notwendigkeit einer neuen Übersetzung.
Nachdem der Klett-Cotta Verlag bereits lange zuvor eine Neuübersetzung des ''Herrn der Ringe'' geplant hatte, wurde durch Wolfgang Krege eine neue deutsche Übersetzung von J. R. R. Tolkiens Roman angefertigt, die erstmals im Jahr 2000 erschien. Im Gegensatz zu Herrn Kreges deutschen Übertragungen des ''Silmarillion'' oder des ''Hobbit'' ist die Neuübersetzung des ''Herr der Ringe'' stark umstritten und löste nach seiner Veröffentlichung ein großes medielles Echo aus, das nicht nur in Zeitungen und im Radio, sondern auch in Internetforen in mehr oder weniger professioneller Form aufgenommen und kommentiert wurde. Innerhalb des öffentlichen Meinungsbildes standen sich dabei Befürworter und Kritiker der Übersetzung gegenüber. Besonders die polemischen und stellenweise feindseligen Reaktionen, die sich von Seiten einiger Kritiker, darunter auch langjährige Fans der Werke J. R. R. Tolkiens, gegen den Klett-Cotta Verlag und auch Herrn Krege richteten, waren für die damals zuständige Lektorin [[Ulrike Killer]] nicht nachvollziehbar. Diese hatte in der neuen deutsche Übertragung im besonderen eine Chance gesehen, im Hinblick auf die damals in der Produktion befindliche [[Der Herr der Ringe (Filmtrilogie)|''Der-Herr-der-Ringe''-Filmtrilogie]] (2001–2003) neue Leser zu gewinnen. Desweiteren sah sie die bereits zwischen 1969 und 1970 erschienene deutsche ''Der-Herr-der-Ringe''-Übersetzung von Margaret Carroux und [[Ebba-Margareta von Freymann]] als zu gleichtönend und veraltet an.<ref name="Dalli">Rüdiger Sturm: [http://www.spiegel.de/kultur/literatur/neue-tolkien-uebersetzung-dalli-dalli-in-mittelerde-a-100975.html ''Neue Tolkien-Übersetzung: Dalli Dalli in Mittelerde''], Spiegel-Online-Artikel vom 03.11.2000 (''abgerufen am 29.03.2014'').</ref>


Wolfgang Krege hatte seiner Übersetzung des ''Herr der Ringe'' vor der Veröffentlichung ein Nachwort beigefügt, in welchem er sein Vorgehen erklärte und gab darin auch die für ihn bedeutendste Antwort auf die Frage nach der Notwendigkeit einer neuen Übersetzung des Romans:
{{Zitat
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|Text=Die alte Fassung ist eine getreue Nacherzählung einer fremden Geschichte. Sie gibt den englischen Text im Allgemeinen zuverlässig wieder; doch der Ton klingt neutral und gedämpft, als käme er über Mikrofon aus der gläsernen Kabine eines Dolmetschers.
|Text=Die alte Fassung ist eine getreue Nacherzählung einer fremden Geschichte. Sie gibt den englischen Text im Allgemeinen zuverlässig wieder; doch der Ton klingt neutral und gedämpft, als käme er über Mikrofon aus der gläsernen Kabine eines Dolmetschers.
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|Quelle=''Der Herr der Ringe''. ''Zur neuen Übersetzung''.  
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[[Bild:Der Herr der Ringe Cover ISBN  978-3-608-93984-2.png|thumb|upright|Die überarbeitete Neuübersetzung des  ''Herrn der Ringe'' in der neuen grünen Taschenbuchausgabe (2012).]]
Ziel Wolfgang Kreges war es, zum einen die von Tolkien im Originaltext verwendeten, sich voneinander unterscheidenden und vielfältigen Sprachebenen der Charaktere auch im Deutschen wiederzugeben. Ein gutes Beispiel ist hier zum Beispiel der Begriff ''jools'', ein englisches Slangwort für ''jewels''. Während [[Margaret Carroux]] das Wort einfach mit „Edelsteine“ übersetzte, verwendet Krege hier das umgangssprachliche deutsche Wort „Klunker“<ref>J. R. R. Tolkien: ''Der Herr der Ringe''. Erstes Buch, Erstes Kapitel: ''Ein langerwartetes Fest''.</ref> als Übersetzung, welches dem Original näher kommt.<ref>Als grundlegende Quelle der folgenden Äußerungen diente [[Rainer Nagel]]s Aufsatz ''Verschiedene Interpretationen eines Textes als Grundlage von Übersetzungsstrategie. Die »alte« und die »neue« deutsche HdR-Übersetzung'', in: ''[[Hither Shore]]'' 1 (2004), S. 85–118.</ref> Trotz diesem nachvollziehbaren Vorgehen, mangelt es an der kontinuierlichen Fortführung dieser Herangehensweise. So charakterisierte Herr Krege die [[Hobbits]] als einfach und bäuerlich, indem er sich dafür entschied, ihnen vor allem Wörter der Umgangssprache in den Mund zu legen, ließ dann jedoch beispielsweise die Figur des [[Samweis Gamdschie]], den J. R. R. Tolkien als Gärtner aus einfachen Verhältnis schildert, von einem „trockenen Tann“<ref>J. R. R. Tolkien: ''Der Herr der Ringe''. Erstes Buch, Drittes Kapitel: ''Wanderung zu dritt''.</ref>, statt einem trockenen Stück Tannenwald, sprechen. Auch die Modernisierung der Anrede der Romanfiguren untereinander, gilt als Kritkpunkt. So verwendete Wolfgang Krege konsequent, statt dem klassischen „Ihr“, das zeitgenössische „Sie“. Im Bezug auf die [[Auenland|auenländische]] Gesellschaft, die Tolkien zu Beginn von ''Die Gefährten'' porträtiert, und die das britische Bürgertum am Ende des 19. Jahrhunderts in liebevoller Verklärtheit darstellen soll, ist das
Siezen, von diesem Standpunkt aus, richtig und nachvollziehbar verwendet worden. Sobald sich jedoch die Romanhandlung innerhalb des Kulturkreises anderer Völker, wie den [[Rohirrim]] und [[Dúnedain|Gondorern]] bewegt, deren Gesellschaft im weitesten Sinne noch als „mittelalterlich“ dargestellt ist, wirkt das Siezen hingegen, zum Beispiel in der Anrede eines Truchsess oder eines Königs, eher unpassend.


Ziel Wolfgang Kreges war es, zum einen die von Tolkien im Originaltext verwendeten, sich voneinander unterscheidenden und vielfältigen Sprachebenen der Charaktere auch im Deutschen wiederzugeben.[[Bild:Der Herr der Ringe Cover ISBN  978-3-608-93984-2.png|thumb|upright|Die überarbeitete Neuübersetzung des  ''Herrn der Ringe'' in der neuen grünen Taschenbuchausgabe (2012).]] Ein gutes Beispiel ist hier zum Beispiel der Begriff ''jools'', ein englisches Slangwort für ''jewels''. Während [[Margaret Carroux]] das Wort einfach mit „Edelsteine“ übersetzte, verwendet Krege hier das umgangssprachliche deutsche Wort „Klunker“<ref>J. R. R. Tolkien: ''Der Herr der Ringe''. Erstes Buch, Erstes Kapitel: ''Ein langerwartetes Fest''.</ref> als Übersetzung, welches dem Original näher kommt.  
Auch einige, von Herrn Krege in seiner Übersetzung verwendete Ausdrücke, wurden kritisiert. So habe er, was bei dem sich selber gesetzten Anspruch, die verschiedenen sprachlichen Besonderheiten des englischen Originals auch im Deutschen zu imitieren, zu erwarten gewesen wäre, nicht das Deutsch der neunzehnhundertvierziger Jahre, also der Entstehungszeit des ''Lord of the Rings'', sondern das der neunzehnhundertneunziger Jahre zu Grunde gelegt. Er erklärte dies jedoch bereits in seinem Nachwort:
 
Wolfgang Krege entschied sich, den Hobbits vor allem Wörter der Umgangssprache in den Mund zu legen, eine Entscheidung die er leider nicht konsequent beibehielt. So ist es merkwürdig nach Wörtern, wie „Klunker“ oder „Imbissstuben“<ref>J. R. R. Tolkien: ''Der Herr der Ringe''. Erstes Buch, Erstes Kapitel: ''Ein langerwartetes Fest''.</ref> zu lesen, dass Sam Gamdschie, ein Hobbit aus einfachem Hause, plötzlich von einem „trockenen Tann“<ref>J. R. R. Tolkien: ''Der Herr der Ringe''. Erstes Buch, Drittes Kapitel: ''Wanderung zu dritt''.</ref>, statt einem trockenen Stück Tannenwald, spricht.
 
Daneben scheint Kreges Verwendung der Anrede „Sie“ statt dem klassischen „Ihr“ an mancher Stelle problematisch zu sein. Ist dies in der [[Auenland|auenländischen]] Gesellschaft, die das britische Bürgertum Ende des 19. Jahrhunderts parodistisch darstellt, noch kein Problem, so wirkt es doch falsch, wenn ein [[Gondor|gondorischer]] [[Truchsess]] oder der König der [[Rohan|Mark]] gesiezt wird. An diesen Stellen hätte man nocheinmal differenzieren müssen. Oft wird kritisiert, dass Krege beim Versuch die verschiedenen sprachlichen Besonderheiten auch im Deutschen zu imitieren, nicht das Deutsch der 1940er Jahre, also der Entstehungszeit des ''The Lord of the Rings'', sondern das der 1990er Jahre zu Grunde legte. Er erklärt dies jedoch bereits in seinem Nachwort.


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Dieses Vorgehen fällt unter anderem bei der von vielen Fans kritisierten Anrede [[Frodo Beutlin]]s von Sams Seite auf. Im Original spricht Sam immer von ''Master'' oder ''Master Frodo'' und gibt damit das distanzierte und respektvolle Verhältnis eines einfachen Gärtners zu seinem Herren wieder. Carroux übersetzt hier mit „Herr“, während Krege die neuere Bezeichnung „Chef“ verwendet, ein Begriff den viele Leser als unpassend erachten.
Dieses Vorgehen fällt unter anderem bei der vielkritisierten Anrede [[Frodo Beutlin]]s von Sams Seite auf. Im Original spricht Sam immer von ''Master'' oder ''Master Frodo'' und gibt damit das distanzierte und respektvolle Verhältnis eines einfachen Gärtners zu seinem Herren wieder. Frau Carroux übersetzte hier mit „Herr“, während Wolfgang Krege die neuere Bezeichnung „Chef“ verwendet.


Wolfgang Krege behielt die Übersetzungen der Lieder und Gedichte durch [[Ebba-Margareta von Freymann]], bis auf kleinere Änderungen in der Prosa größtenteils bei.
Wolfgang Krege behielt die Übersetzungen der Lieder und Gedichte durch [[Ebba-Margareta von Freymann]], bis auf kleinere Änderungen größtenteils bei.


Sowohl in den Medien, wie auch unter Tolkien-Fans bleibt diese Neuübersetzung viel diskutiert. Beispielsweise nennen die Befürworter dieser Neuübersetzung sie „vital, keck, flüssig differenziert und immer im richtigen Ton.“<ref>Hans-Jörg Modelmayr in der ''Frankfurter Rundschau''. Zitiert in ''Der Herr der Ringe'', Klett-Cotta, Stuttgart 2000.</ref>
Sowohl in den Medien, wie auch unter Tolkien-Fans bleibt diese Neuübersetzung viel diskutiert. Beispielsweise nennen die Befürworter dieser Neuübersetzung sie „vital, keck, flüssig differenziert und immer im richtigen Ton.“<ref>Hans-Jörg Modelmayr in der ''Frankfurter Rundschau''. Zitiert in ''Der Herr der Ringe'', Klett-Cotta, Stuttgart 2000.</ref>
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|Text=Sein Ziel, bestimmten Figuren ein zeitgemäßes Deutsch in den Mund zu legen, ist legitim. Doch anstatt manche Dialoge behutsam zu modernisieren, peppt er sie mit Trendausdrücken auf, die in wenigen Jahren Patina angesetzt haben werden, sofern das nicht jetzt schon der Fall ist. Charaktere werden mit „Chef“, einmal sogar mit „Chefchen“, angeredet, als „Penner“ beschimpft oder mit „Dalli Dalli“ angefeuert. Der Verzicht auf die „Ihr“-Form in der Anrede hat die irritierende Wirkung, dass sich die Personen der tolkienschen Sagenwelt plötzlich siezen.
|Text=Sein Ziel, bestimmten Figuren ein zeitgemäßes Deutsch in den Mund zu legen, ist legitim. Doch anstatt manche Dialoge behutsam zu modernisieren, peppt er sie mit Trendausdrücken auf, die in wenigen Jahren Patina angesetzt haben werden, sofern das nicht jetzt schon der Fall ist. Charaktere werden mit „Chef“, einmal sogar mit „Chefchen“, angeredet, als „Penner“ beschimpft oder mit „Dalli Dalli“ angefeuert. Der Verzicht auf die „Ihr“-Form in der Anrede hat die irritierende Wirkung, dass sich die Personen der tolkienschen Sagenwelt plötzlich siezen.
|Autor=Rüdiger Sturm
|Autor=Rüdiger Sturm
|Quelle=[http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,100975,00.html Spiegel Online, Dalli Dalli in Mittelerde vom 03.11.2000]. (''abgerufen am 01.08.2010'')
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2012 erschien eine von Lisa Kuppler überarbeitete Version von Wolfgang Kreges Übersetzung von ''Der Herr der Ringe''. Kuppler behielt dabei Kreges Stil bei der Überarbeitung bei und korrigierte vornehmlich orthographische Fehler.
2012 erschien eine von Lisa Kuppler überarbeitete Version von Wolfgang Kreges Übersetzung von ''Der Herr der Ringe''. Frau Kuppler behielt dabei Herrn Kreges Stil bei der Überarbeitung bei und korrigierte vornehmlich orthographische Fehler.


== Werksverzeichnis ==
== Werksverzeichnis ==
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* 2003: ''Elbisches Wörterbuch''
* 2003: ''Elbisches Wörterbuch''


== Übersetzungen mit Tolkien-Bezug ==
== Übersetzungen (Auswahl) ==


* 1978: J. R. R. Tolkien: ''Das Silmarillion''. Herausgegeben von [[Christopher Tolkien]].
* 1978: J. R. R. Tolkien: ''Das Silmarillion''. Herausgegeben von [[Christopher Tolkien]].
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* 2000: J. R. R. Tolkien: ''Der Herr der Ringe''.
* 2000: J. R. R. Tolkien: ''Der Herr der Ringe''.
* 2002: [[Tom Shippey]]: ''[[J. R. R. Tolkien: Autor des Jahrhunderts]]''.
* 2002: [[Tom Shippey]]: ''[[J. R. R. Tolkien: Autor des Jahrhunderts]]''.
== Anmerkungen ==
<references/>


== Externe Links ==
== Externe Links ==
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* [http://www.tolkiengesellschaft.de/v4/alleszutolkien/news/news20050429.shtml Nachruf der Deutschen Tolkien Gesellschaft e.V.]
* [http://www.tolkiengesellschaft.de/v4/alleszutolkien/news/news20050429.shtml Nachruf der Deutschen Tolkien Gesellschaft e.V.]
* [http://www.aslanidis.de/lotr/chapter%201.01.html Kritischer Vergleich zwischen der Übersetzung Margaret Carrouxs und der Wolfgang Kreges.] (Englisch)
* [http://www.aslanidis.de/lotr/chapter%201.01.html Kritischer Vergleich zwischen der Übersetzung Margaret Carrouxs und der Wolfgang Kreges.] (Englisch)
== Einzelnachweise ==
<references/>


[[Kategorie:Autoren|Krege, Wolfgang]]
[[Kategorie:Autoren|Krege, Wolfgang]]
[[Kategorie:Übersetzer|Krege, Wolfgang]]
[[Kategorie:Übersetzer|Krege, Wolfgang]]
[[en:Wolfgang Krege]]
[[en:Wolfgang Krege]]

Version vom 29. März 2014, 11:45 Uhr

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Um Bearbeitungskonflikte zu vermeiden, warte bitte mit Änderungen, bis diese Markierung entfernt ist, oder kontaktiere den Bearbeiter, Saelon 10:45, 29. Mär. 2014 (CET).

J. R. R. Tolkien: Das Silmarillion in der Übersetzung Wolfgang Kreges (1978).

Wolfgang Krege, geboren am 1. Februar 1939 in Berlin, gestorben am 13. April 2005 in Stuttgart, war ein deutscher Übersetzer, Redakteur, Werbetexter, Lektor und Schriftsteller. Er zählte neben Margaret Carroux und Hans J. Schütz zum „Dreigestirn der großen deutschen Tolkien-Übersetzer“[1].

Wolfgang Krege wuchs in Berlin auf und begann Anfang der sechziger Jahre sein Philosophiestudium an der Freien Universität Berlin. Er arbeitete als Lexikonredakteur, Werbetexter und Verlagslektor. Seit 1970 war er auch als Übersetzer tätig, unter anderem für den Klett-Cotta Verlag, Diogenes, Haffmans, Heyne und den Unionsverlag. Anfang der siebziger Jahre las er dann zum ersten Mal J. R. R. Tolkiens Der Herr der Ringe.[1]

Er übersetzte unter anderem Werke von Autoren, wie Anthony Burgess, E. Annie Proulx, Amélie Nothomb, Joseph Conrad, William Goldman und vielen anderen. Herr Krege ging bei seinen Übertragungen häufig nach einer freieren, weniger streng an den originalen Wortlaut des Textes gebundenen Übersetzungspraktik vor:

Was ich nicht mag, ist die Furcht, vom Wortlaut abzuweichen, um den Sinn und die Sprachebene des Originals zu treffen. Manchmal muss sich der Übersetzer zu einem Risiko durchringen.

—” Wolfgang Krege: Stuttgarter Zeitung vom 16. Dezember 2003.

Als Übersetzer wurde Wolfgang Krege jedoch vor allem durch die deutsche Übersetzung von J. R. R. Tolkiens mythologischem Werk Das Silmarillion von 1978 bekannt. In der Folge übersetzte er den Großteil der weiteren Tolkien-Publikationen, wie etwa Über Märchen (1982), Beowulf: Die Ungeheuer und ihre Kritiker (1984) und Sir Gawain und der Grüne Ritter (1987). Auch die bekannte Tolkiensche Briefsammlung, die von Humphrey Carpenter bearbeitet und veröffentlicht wurde, wurde von Wolfgang Krege übersetzt (Briefe, 1991), wie auch Carpenters Biographie des Autors (J. R. R. Tolkien: Eine Biographie, 1979).

Erst 19 Jahre später erschien mit seiner Neuübersetzung von Der Hobbit (1997) erneut eine Übersetzung eines Tolkien-Romans von seiner Hand. Hier sind erstmals alle Lieder und Gedichte, sowie das Vorwort vollständig übersetzt und enthalten. Alle Namen wurden darin an die Übersetzungen im Der Herr der Ringe angeglichen. Wenn auch verschiedene Namensveränderungen, wie bei den Trollen und verschiedene, zu modern wirkende Bezeichnungen, wie etwa „Hurrikan“[2] auftauchen, wird die Übersetzung doch allgemein als gelungen betrachtet. Eine überarbeitete und verbesserte Ausgabe der Hobbit-Übersetzung Wolfgang Kreges erschien 2009. Eine weitere Neuausgabe, die Verbesserungen in der Prosa durch Joachim Kalka enthält, wurde 2012 veröffentlicht.[3]

Als Schriftsteller schrieb Herr Krege in erster Linie dokumentarische oder sprachwissenschaftliche Werke mit Bezug zu J. R. R. Tolkiens Werken. Bei Klett-Cotta erschienen sein Nachschlagewerk Handbuch der Weisen von Mittelerde (1996) und sein Elbisches Wörterbuch (2003), welches er nach den Aufzeichnungen J. R. R. Tolkiens zusammenstellte.

Wolfgang Krege war bis zu seinem Tod mit der deutschen Redakteurin und Übersetzerin Roswith Krege-Mayer verheiratet.[1]

Der Herr der Ringe in neuer Übersetzung

Die Neuübersetzung des Herrn der Ringe in der ersten grünen Taschenbuchausgabe (2000).

Nachdem der Klett-Cotta Verlag bereits lange zuvor eine Neuübersetzung des Herrn der Ringe geplant hatte, wurde durch Wolfgang Krege eine neue deutsche Übersetzung von J. R. R. Tolkiens Roman angefertigt, die erstmals im Jahr 2000 erschien. Im Gegensatz zu Herrn Kreges deutschen Übertragungen des Silmarillion oder des Hobbit ist die Neuübersetzung des Herr der Ringe stark umstritten und löste nach seiner Veröffentlichung ein großes medielles Echo aus, das nicht nur in Zeitungen und im Radio, sondern auch in Internetforen in mehr oder weniger professioneller Form aufgenommen und kommentiert wurde. Innerhalb des öffentlichen Meinungsbildes standen sich dabei Befürworter und Kritiker der Übersetzung gegenüber. Besonders die polemischen und stellenweise feindseligen Reaktionen, die sich von Seiten einiger Kritiker, darunter auch langjährige Fans der Werke J. R. R. Tolkiens, gegen den Klett-Cotta Verlag und auch Herrn Krege richteten, waren für die damals zuständige Lektorin Ulrike Killer nicht nachvollziehbar. Diese hatte in der neuen deutsche Übertragung im besonderen eine Chance gesehen, im Hinblick auf die damals in der Produktion befindliche Der-Herr-der-Ringe-Filmtrilogie (2001–2003) neue Leser zu gewinnen. Desweiteren sah sie die bereits zwischen 1969 und 1970 erschienene deutsche Der-Herr-der-Ringe-Übersetzung von Margaret Carroux und Ebba-Margareta von Freymann als zu gleichtönend und veraltet an.[4]

Wolfgang Krege hatte seiner Übersetzung des Herr der Ringe vor der Veröffentlichung ein Nachwort beigefügt, in welchem er sein Vorgehen erklärte und gab darin auch die für ihn bedeutendste Antwort auf die Frage nach der Notwendigkeit einer neuen Übersetzung des Romans:

Die alte Fassung ist eine getreue Nacherzählung einer fremden Geschichte. Sie gibt den englischen Text im Allgemeinen zuverlässig wieder; doch der Ton klingt neutral und gedämpft, als käme er über Mikrofon aus der gläsernen Kabine eines Dolmetschers.

—” Wolfgang Krege (im September 1999): Der Herr der Ringe. Zur neuen Übersetzung.

Die überarbeitete Neuübersetzung des Herrn der Ringe in der neuen grünen Taschenbuchausgabe (2012).

Ziel Wolfgang Kreges war es, zum einen die von Tolkien im Originaltext verwendeten, sich voneinander unterscheidenden und vielfältigen Sprachebenen der Charaktere auch im Deutschen wiederzugeben. Ein gutes Beispiel ist hier zum Beispiel der Begriff jools, ein englisches Slangwort für jewels. Während Margaret Carroux das Wort einfach mit „Edelsteine“ übersetzte, verwendet Krege hier das umgangssprachliche deutsche Wort „Klunker“[5] als Übersetzung, welches dem Original näher kommt.[6] Trotz diesem nachvollziehbaren Vorgehen, mangelt es an der kontinuierlichen Fortführung dieser Herangehensweise. So charakterisierte Herr Krege die Hobbits als einfach und bäuerlich, indem er sich dafür entschied, ihnen vor allem Wörter der Umgangssprache in den Mund zu legen, ließ dann jedoch beispielsweise die Figur des Samweis Gamdschie, den J. R. R. Tolkien als Gärtner aus einfachen Verhältnis schildert, von einem „trockenen Tann“[7], statt einem trockenen Stück Tannenwald, sprechen. Auch die Modernisierung der Anrede der Romanfiguren untereinander, gilt als Kritkpunkt. So verwendete Wolfgang Krege konsequent, statt dem klassischen „Ihr“, das zeitgenössische „Sie“. Im Bezug auf die auenländische Gesellschaft, die Tolkien zu Beginn von Die Gefährten porträtiert, und die das britische Bürgertum am Ende des 19. Jahrhunderts in liebevoller Verklärtheit darstellen soll, ist das Siezen, von diesem Standpunkt aus, richtig und nachvollziehbar verwendet worden. Sobald sich jedoch die Romanhandlung innerhalb des Kulturkreises anderer Völker, wie den Rohirrim und Gondorern bewegt, deren Gesellschaft im weitesten Sinne noch als „mittelalterlich“ dargestellt ist, wirkt das Siezen hingegen, zum Beispiel in der Anrede eines Truchsess oder eines Königs, eher unpassend.

Auch einige, von Herrn Krege in seiner Übersetzung verwendete Ausdrücke, wurden kritisiert. So habe er, was bei dem sich selber gesetzten Anspruch, die verschiedenen sprachlichen Besonderheiten des englischen Originals auch im Deutschen zu imitieren, zu erwarten gewesen wäre, nicht das Deutsch der neunzehnhundertvierziger Jahre, also der Entstehungszeit des Lord of the Rings, sondern das der neunzehnhundertneunziger Jahre zu Grunde gelegt. Er erklärte dies jedoch bereits in seinem Nachwort:

Die neue Fassung maßt sich einen Versuch an, die Geschichte so vorzutragen, wie Tolkien es tun würde, wenn er heute, 1999, schriebe und wenn er sie aus dem Westron direkt ins Deutsche brächte, ohne den Umweg über das Englische.

—” Wolfgang Krege (im September 1999): Der Herr der Ringe. Zur neuen Übersetzung.

Dieses Vorgehen fällt unter anderem bei der vielkritisierten Anrede Frodo Beutlins von Sams Seite auf. Im Original spricht Sam immer von Master oder Master Frodo und gibt damit das distanzierte und respektvolle Verhältnis eines einfachen Gärtners zu seinem Herren wieder. Frau Carroux übersetzte hier mit „Herr“, während Wolfgang Krege die neuere Bezeichnung „Chef“ verwendet.

Wolfgang Krege behielt die Übersetzungen der Lieder und Gedichte durch Ebba-Margareta von Freymann, bis auf kleinere Änderungen größtenteils bei.

Sowohl in den Medien, wie auch unter Tolkien-Fans bleibt diese Neuübersetzung viel diskutiert. Beispielsweise nennen die Befürworter dieser Neuübersetzung sie „vital, keck, flüssig differenziert und immer im richtigen Ton.“[8] Kritiker der Neuübersetzung geben jedoch folgendes zu bedenken:

Sein Ziel, bestimmten Figuren ein zeitgemäßes Deutsch in den Mund zu legen, ist legitim. Doch anstatt manche Dialoge behutsam zu modernisieren, peppt er sie mit Trendausdrücken auf, die in wenigen Jahren Patina angesetzt haben werden, sofern das nicht jetzt schon der Fall ist. Charaktere werden mit „Chef“, einmal sogar mit „Chefchen“, angeredet, als „Penner“ beschimpft oder mit „Dalli Dalli“ angefeuert. Der Verzicht auf die „Ihr“-Form in der Anrede hat die irritierende Wirkung, dass sich die Personen der tolkienschen Sagenwelt plötzlich siezen.

—” Rüdiger Sturm: Spiegel Online, Dalli Dalli in Mittelerde vom 03.11.2000. (abgerufen am 29.03.2014)

Wolfgang Krege äußerte dazu:

Ich lebe besser mit der Kritik, als wenn meine Übersetzung völlig bedeutungslos geblieben wäre.

—” Lisa Kuppler: Wolfgang Krege. 1.2.1939-13.4.2005. Ein Nachruf, in: Der Flammifer von Westernis Nr. 24 (1/2005).

2012 erschien eine von Lisa Kuppler überarbeitete Version von Wolfgang Kreges Übersetzung von Der Herr der Ringe. Frau Kuppler behielt dabei Herrn Kreges Stil bei der Überarbeitung bei und korrigierte vornehmlich orthographische Fehler.

Werksverzeichnis

  • 1996: Handbuch der Weisen von Mittelerde
  • 2003: Elbisches Wörterbuch

Übersetzungen (Auswahl)

  • 1978: J. R. R. Tolkien: Das Silmarillion. Herausgegeben von Christopher Tolkien.
  • 1979: Humphrey Carpenter: J. R. R. Tolkien: Eine Biographie.
  • 1982: J. R. R. Tolkien: Über Märchen. Erstmals erschienen in dem Sammelband Baum und Blatt.
  • 1984: J. R. R. Tolkien: Ein heimliches Laster. Erstmals erschienen in dem Sammelband Gute Drachen sind rar.
  • 1984: Beowulf: Die Ungeheuer und ihre Kritiker und Zur Übersetzung des Beowulf. Erstmals erschienen in dem Sammelband Gute Drachen sind rar.
  • 1987: J. R. R. Tolkien: Rede zum Abschied von der Universität Oxford. Erstmals erschienen in dem Sammelband Die Ungeheuer und ihre Kritiker.
  • 1987: Sir Gawain und der Grüne Ritter. Erstmals erschienen in dem Sammelband Die Ungeheuer und ihre Kritiker. 2004 als Sir Gawain und der Grüne Ritter mit einem Essay von J. R. R. Tolkien als eigenständige Publikation veröffentlicht, als Co-Übersetzer wird in dieser Ausgabe Hans J. Schütz angegeben.
  • 1991: J. R. R. Tolkien: Briefe. Herausgegeben von Humphrey Carpenter.
  • 1997: J. R. R. Tolkien: Der Hobbit oder Hin und zurück.
  • 2000: J. R. R. Tolkien: Der Herr der Ringe.
  • 2002: Tom Shippey: J. R. R. Tolkien: Autor des Jahrhunderts.

Externe Links

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Lisa Kuppler: Wolfgang Krege. 1.2.1939-13.4.2005. Ein Nachruf, in: Der Flammifer von Westernis Nr. 24 (1/2005).
  2. J. R. R. Tolkien: Der Hobbit. Kapitel XIV: Feuer und Wasser.
  3. J. R. R. Tolkien: Das Große Hobbit-Buch. Der komplette Text mit Kommentaren und Bildern. Herausgegeben von Douglas A. Anderson, übersetzt und überarbeitet von Lisa Kuppler, S. 408.
  4. Rüdiger Sturm: Neue Tolkien-Übersetzung: Dalli Dalli in Mittelerde, Spiegel-Online-Artikel vom 03.11.2000 (abgerufen am 29.03.2014).
  5. J. R. R. Tolkien: Der Herr der Ringe. Erstes Buch, Erstes Kapitel: Ein langerwartetes Fest.
  6. Als grundlegende Quelle der folgenden Äußerungen diente Rainer Nagels Aufsatz Verschiedene Interpretationen eines Textes als Grundlage von Übersetzungsstrategie. Die »alte« und die »neue« deutsche HdR-Übersetzung, in: Hither Shore 1 (2004), S. 85–118.
  7. J. R. R. Tolkien: Der Herr der Ringe. Erstes Buch, Drittes Kapitel: Wanderung zu dritt.
  8. Hans-Jörg Modelmayr in der Frankfurter Rundschau. Zitiert in Der Herr der Ringe, Klett-Cotta, Stuttgart 2000.