Ruth Livnit

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Ruth Livnit (רות לבנית), geb. Katz, geboren am 22. Dezember 1917, gestorben am 20. Februar 2003, war eine israelische Übersetzerin.

Ruth Livnit war die Tochter des Journalisten und Schriftstellers Benzion Katz.

Neben Übersetzungen von Werken Howard Fasts, Astrid Lindgrens oder Lion Feuchtwangers, war sie selber als Verfasserin von Buchbesprechungen und Essays tätig.

Bis zu seinem Tod 1964 war sie mit dem israelischen Essayisten und kommunistischen Politaktivisten Enoch Jose verheiratet. Sie war selber Mitglied der ideologisch motivierten Canaanismus-Bewegung der Juden Palästinas in den dreißiger und vierziger Jahren.

Sar ha-Tabbaot

1977 machte Ruth Livnit dem Verlag Zmora-Bitan das Angebot J. R. R. Tolkiens The Lord of the Rings ins Hebräische zu übersetzen. 1979 bis 1980 wurde ihre Übersetzung dann auch in der Erstauflage unter dem Titel Sar ha-Tabbaot (שר הטבעות) veröffentlicht. Uriel Ofek übertrug für diese Ausgabe die Lieder und Gedichte.

In ihrer Erstübersetzung verwandte Ruth Livnit ein sehr episches Hebräisch und benutzte Worte und Begrifflichkeiten, die sie direkt aus der Heiligen Schrift oder aus dem religiösen Kontext entnahm. Beispielsweise gibt sie das englische horn mit Shofar wieder, wobei ein Shofar ein Horn ist, dass in religiösen jüdischen Zeremonien verwendet wird. Das Wort Númenoreans wurde von ihr durch den hebräischen Begriff Meshumadim ersetzt, der im geschichtlichen Kontext Juden bezeichnete, die zum Christentum konvertiert waren. Tolkiens Elves wurden in ihrer Übersetzung aufgrund eines fehlenden Konterparts in der jüdischen Folklore zu den Bnei-Lilith, den Söhnen der Lilith, die in der jüdischen Mythologie nicht nur die erste Frau des Adam ist, sondern auch in vielen Erzählungen in Verbindung mit Dämonen, Geistern und dem Teufel gebracht wird.

Livnit betrachtete The Lord of the Rings nicht als Teil eines komplexen mythologischen Kosmos, so dass sie einige inhaltliche Anspielungen oder Rückgriffe auf Geschehnisse, die zum Beispiel in The Hobbit oder The Silmarillion geschildert werden, sinnverfälschend übertrug. Die Anhänge übersetzte sie, ausgenommen Die Erzählung von Aragorn und Arwen, nicht.

Unter vielen israelischen Tolkien-Fans gilt Livnits Übersetzung trotz allem, vor allem aufgrund ihrer sprachlichen Gediegenheit, sowie dem Aufgreifen kultureller Aspekte, als äußerst gelungen, während andere sie aufgrund ihrer Fehlerhaftigkeit und den fehlenden Anhängen ablehnen.

Emanuel Lottem überarbeitete schließlich zusammen mit Yuval Kfir Livnits Übersetzung und versuchte dabei seinen modernen Stil mit der archaischen und reichen Diktion Livnits zu kombinieren. Lottem korrigierte den übersetzten Text, entfernete biblische oder traditionell anmutende Bestandteile und übersetzte die Anhänge vollständig. Diese überarbeitete Version ist unter den Fans umstritten.

Quellen

  • Artikel bei Wikipedia (Hebräisch)
  • Translating Tolkien: Text and Film. Herausgegeben von Thomas Honegger.
    • Danny Orbach/Yuval Kfir/Yuval Welis: The Israeli Translation Controversy – What About and Where To?.