Kenneth Grahame
Kenneth Grahame wurde am 8. März 1859 in Edinburgh, Schottland geboren und starb am 6. Juli 1932 in Pangbourne in Berkshire, England. Er war ein britischer Schriftstellerteller, dessen bekanntestes Werk The Wind in the Willows (1908) zu den Klassikern der Kinderliteratur zählt. Die Tierfiguren darin verbinden menschliche Züge mit naturgetreuem Verhalten und spiegeln Grahames Liebe zur Natur und zum Leben am Fluss wider – geprägt von seiner Kindheit am Themseufer in Berkshire.
Biographisches
Nach dem frühen Tod seiner Mutter 1864 und dem Rückzug seines alkoholkranken Vaters kamen er und seine drei Geschwister zur Großmutter nach Berkshire. Besonders prägten ihn die Kindheitsjahre am Fluss Themse, die später als Inspiration für The Wind in the Willows dienten. Nach Zwischenstationen zog die Familie nach Cranbourne; ein kurzzeitiger Versuch des Vaters, die Kinder zurück nach Argyll zu holen, scheiterte, und der Kontakt brach endgültig ab. 1868 kam Grahame auf die St. Edward’s School in Oxford, wo er sich akademisch und sportlich auszeichnete.[1][2]
Da sein Wunsch, an der Oxford University zu studieren, aus Geldmangel scheiterte, wurde Kenneth Grahame Angestellter bei der Bank of England, doch sein eigentlicher Wunsch war es, zu schreiben. [3] Er blieb beruflich im Bankwesen tätig und stieg bis zum Sekretär der Bank of England auf, führte aber zugleich ein zurückgezogenes Leben als Träumer und Fantast.[4][5]
Seine Ehe mit Elspeth Thomson galt als unglücklich, ihr gemeinsamer Sohn Alastair („Mouse“) war gesundheitlich beeinträchtigt und starb jung, vermutlich durch Suizid. The Wind in the Willows entstand aus Geschichten für Alastair, wurde zunächst verhalten aufgenommen, gewann aber durch Bühnen- und Fernsehfassungen an Popularität. Neuere Biographien heben die Spannung zwischen Grahames öffentlicher Konformität und seiner inneren Welt der kindlichen Fluchtphantasie hervor.[6][7]
Kenneth der Autor [8]
Zunächst war er Autor von mehreren Essays, die ab 1887 veröffentlicht wurden und schrieb Kurzgeschichten in Londoner Zeitungen wie der St. James Gazette. Seine Essays handelten meist von der Flucht aus dem Alltag, sei es durch Spaziergänge in der Natur, Essen und Trinken oder andere Annehmlichkeiten. Einige dieser Geschichten wurden 1893 im Band Pagan Papers veröffentlicht. 1895 folgte Das Goldene Zeitalter und 1898 der Band Traumtage, welcher die Geschichte Der Drache, der nicht kämpfen wollte enthielt. 1908 veröffentlichte er Der Wind in den Weiden und 1916 war er Herausgeber einer Gedichtsammlung für Kinder.
Seine Werke
- Der Wind in den Weiden. Knesebeck, München 2012, ISBN 978-3-86873-423-2 [Titel anhand dieser ISBN in Citavi-Projekt übernehmen] (deutsche Erstausgabe)
- Das goldene Zeitalter. Deutsch von Emmy Becher. Engelhorn, Stuttgart 1900. Text im Projekt Gutenberg-DE
- Der Drache, der nicht kämpfen wollte. (The Reluctant Dragon, 1898).
- Traumtage Dream Days.
- Bertie's Escapade (keine deutsche Übersetzung bekannt).
- Pagan Papers (keine deutsche Übersetzung bekannt).
- The Headswoman (keine deutsche Übersetzung bekannt). Das einzige Buch, das Grahame für Erwachsene schrieb.
- The Cambridge Book of Poetry for Children als Editor(keine deutsche Übersetzung bekannt).
- Bücher von Kenneth Grahame im Interner Archive
- Bücher von Kenneth Grahame im Projekt Gutenberg e-books
The Wind in the Willows - Streiflichter
Tolkien geht 1930 mit seinen Kindern zu einer Aufführung von Toad of Toad Hall von A.A. Milne, einer Adaption von The Wind in the Willows. Später wird er in On Fairy-Stories - Über Märchen in den Anmerkungen dazu schreiben:
| „ | In Kenneth Grahames The Wind in the Willows dagegen gibt es keine Andeutung, daß es sich um einen Traum handle. »Der Maulwurf hatte sich den ganzen Vormittag über geplagt, um sein kleines Haus für den Frühling sauberzumachen.« So fängt die Geschichte an, und dieser korrekte Ton wird durchgehalten. Um so erstaunlicher, daß A. A. Milne, ein großer Bewunderer dieses vortrefflichen Buches, seiner Bühnenbearbeitung (Toad of Toad Hall) eine »launige« Einleitung voranstellen mußte, in der man ein Kind mit einer Narzisse telefonieren sieht. Aber vielleicht ist es gar nicht so erstaunlich, denn ein feinfühliger (im Gegensatz zu einem großen) Bewunderer des Buches hätte niemals versucht, es für die Bühne zu bearbeiten. Natürlich lassen sich nur die einfacheren Elemente in dieser Form darstellen, das Pantomimische und die satirische Tierfabel. Auf der niederen Ebene des Dramas ist das Stück leidlich unterhaltsam, besonders für diejenigen, die das Buch nicht gelesen haben; aber manchen Kindern, mit denen zusammen ich das Stück gesehen habe, blieb als wichtigste Erinnerung ihr Ekel über das Vorspiel. Im übrigen gaben sie ihren Erinnerungen an das Budch (sic) den Vorzug. | “ |
– J. R. R. Tolkien: Baum und Blatt | ||
Am 8. Oktober 1937 rezensiert C.S. Lewis anonym den Hobbit in der London Times. Er vergleicht es mit Der Wind in den Weiden und bemerkt, dass in diesem Buch eine Reihe von guten Dingen, die nie zuvor vereint waren, zusammenkamen: ein Fundus an Humor, ein Verständnis für Kinder und eine glückliche Verschmelzung des Verständnisses des Gelehrten mit dem des Dichters für die Mythologie". [9]
Jared Lobdell vergleicht in „Mr. Bliss: Notes on the Manuscript and Story“ das Werk mit Lear: „Man könnte durchaus argumentieren, dass Lears Book of Nonsense zu den geistigen Vorläufern von Mr. Bliss gehört“ (Auswahl aus der Marquette J.R.R. Tolkien Collection (1987), S. 7) – und zu „Der Wind in den Weiden“ von Kenneth Grahame mit den Missgeschicken von Mr. Toad in einem Auto."[10]
Grahame und Tolkien
J.R.R. Tolkien hat mit Sicherheit Grahames Werke und vor allem Wind in den Weiden gelesen und schätzte Grahame's Buch sehr. Es ist aber nicht überliefert, ob er die Tierfabel bereits 1908 als Erstveröffentlichung gelesen hat oder sie erst später durch Veröffentlichung seiner Witwe Elsbeth Grahame für sich entdeckte. Gesichert ist aber sein sein Lob in On Fairy-Stories - Über Märchen als nahezu perfekte Mischung aus Tierfabel, Komödie und Naturidylle – kritisierte jedoch die überdeutliche Erscheinung Pans.
Tolkiens Interesse an Grahames Buch zeigt sich auch in seinem am 1. August 1944 gegenüber seinem Sohn Christopher geäußerten Wunsch, ein Exemplar von "First Whisper of The Wind in the Willows" von Kenneth Grahames Witwe Elspeth Grahame zu erhalten. Er schreibt im Brief 77:
| „ | Ich habe gehört, gerade seien die First Whispers of the Wind in the Willows erschienen; und die Besprechungen scheinen positiv zu sein. Sie sind von Kenneth Grahames Witwe herausgegeben, sind aber, soviel ich höre, keine Notizen zu dem Buch, sondern Geschichten (über Toad und Mole usw.), die er in Briefen an seinen Sohn geschrieben hat. Ich muß mir, wenn möglich, ein Exemplar verschaffen. | “ |
– J. R. R. Tolkien: J. R. R. Tolkien Briefe | ||
Laut einem Brief von Priscilla besuchte Tolkien mindestens einmal das Grab von Grahame, da eine zu Besuch weilende Lehrerin das Grab fotografieren wollte.[11]
Grahame in den Tolkien Briefen
In der deutschen Ausgabe der Briefe wurde im Brief 51 der Einschub "[aus Der Wind in den Weiden vo Kenneth Grahame]" eingefügt, während er in den englischen Ausgaben nicht existiert.[12] [13]
Tolkien erwähnt Grahame in folgenden Briefen[14]:
Sonstiges
- Peter Green, der Biograf von Kenneth Grahame, schrieb am 27. August 1954 im Daily Telegraph einen Kommentar zu dem gerade erchienen Der Herr der Ringe: „Ich nehme an, dass das ernst gemeint ist, und ich finde leider keine wirklich guten Gründe dafür … Und doch hat dieses formlose Werk eine unbestreitbare Faszination: vor allem für einen Rezensenten mit einer Erkältung..“ Tolkien unterstellt Green im Brief 149 Boshaftigkeit du bezeichnit ihn zudem als Rotzbengel und Ignorant. [15]
- C.S. Lewis bemerkt, dass die Geographie von Der Wind in den Weiden derjenigen in Der Hobbit "in etwa ähnelt": In Grahames Buch stehen das sichere Feld und die reichen Flusskulturen dem Wilden Wald gegenüber, der auf der anderen Seite des Flusses liegt. Eine solche einfache Geographie weist nicht nur emblematisch auf das äußere Gut und Böse hin, sondern repräsentiert auch innere Zustände und relative psychische Störungen. [16]
- Skull und Hammond weisen zudem darauf hin, dass Chrysophylax oberflächlich an die Drachenfigur aus der Geschichte "George der Drachentöter" erinnert. Tatsächlich aber – so ihre Beobachtung – steht er eher in der Tradition der humorvollen Drachenfiguren aus Kinderbüchern des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, etwa dem schüchternen Drachen in Kenneth Grahames "The Reluctant Dragon" oder den Drachen in Edith Nesbits "The Dragon Tamers" und "The Last of the Dragons" sowie Noel Langleys "The Land of Green Ginger".[17]
Links
- The New Statesman: Dark-hearted dreamer: the double life of Kenneth Grahame
- Britannica: Kenneth Grahame -British author
- - Kennth Grahame
Quellen
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Kenneth_Grahame
- ↑ https://www.britannica.com/biography/Kenneth-Grahame
- ↑ Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Reader's Guide Part I A - M, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017)
- ↑ https://www.newstatesman.com/long-reads/2018/11/eternal-boy-kenneth-grahame-biography-matthew-dennison-wind-willows
- ↑ https://www.britannica.com/biography/Kenneth-Grahame
- ↑ https://www.newstatesman.com/long-reads/2018/11/eternal-boy-kenneth-grahame-biography-matthew-dennison-wind-willows
- ↑ https://www.britannica.com/biography/Kenneth-Grahame
- ↑ Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Reader's Guide Part I A - M, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017) S. 469f
- ↑ Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Chronology, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017) S. 216
- ↑ Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Reader's Guide Part I A - M, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017) S. 790
- ↑ Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Chronology, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017) S.339
- ↑ Humphrey Carpenter, J. R. R. Tolkien Briefe, 4. deutsche Auflage, Klett-Cotta S. 86
- ↑ Humphrey Carpenter, The letters of J. R. R. Tolkien - revised and expanded Edition; Briefe, 1. englische Auflage, HarperCollinsPublisher 2023, S. 88
- ↑ Humphrey Carpenter, J. R. R. Tolkien Briefe, 4. deutsche Auflage, Klett-Cotta S.
- ↑ Humphrey Carpenter, J. R. R. Tolkien Briefe, 4. deutsche Auflage, Klett-Cotta S. 244, 576
- ↑ Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Reader's Guide Part I A - M, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017) S. 469f
- ↑ Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Reader's Guide Part II N - Z, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017) S. 845
