Wolfgang Krege

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Wolfgang Krege, geboren am 1. Februar 1939 in Berlin, gestorben am 13. April 2005 in Stuttgart, war ein deutscher Autor und Übersetzer.

Kurzbiographie

Wolfgang Krege wuchs in Berlin auf und begann Anfang der 60er Jahre sein Philosophiestudium an der Freien Universität Berlin. Er arbeitete als Lexikonredakteur, Werbetexter und Verlagslektor. Seit 1970 war er auch als Übersetzer tätig, unter anderem für den Klett-Cotta Verlag, Diogenes, Haffmans, Heyne und den Unionsverlag. Anfang der 70er Jahre las er dann zum ersten Mal J. R. R. Tolkiens Der Herr der Ringe.

Er übersetzte unter anderem Werke von Autoren, wie Anthony Burgess, E. Annie Proulx, Amélie Nothomb, Joseph Conrad, William Goldman und vielen anderen.

Als Autor schrieb er in erster Linie dokumentarische oder sprachwissenschaftliche Werke mit Bezug zu J. R. R. Tolkiens Werken. Bei Klett-Cotta erschienen sein Nachschlagewerk Handbuch der Weisen von Mittelerde (1996) und sein Elbisches Wörterbuch (2003), welches er nach den Aufzeichnungen J. R. R. Tolkiens zusammenstellte.

Zitat

Was ich nicht mag, ist die Furcht, vom Wortlaut abzuweichen, um den Sinn und die Sprachebene des Originals zu treffen. Manchmal muss sich der Übersetzer zu einem Risiko durchringen.

—” Wolfgang Krege: Stuttgarter Zeitung vom 16. Dezember 2003.

Übersetzungen von J. R. R. Tolkiens Werken

Als Übersetzer wurde Wolfgang Krege durch seine gelungene deutsche Übersetzung von J. R. R. Tolkiens mythologischem Werk Das Silmarillion von 1978 bekannt.

Erst 19 Jahre später erschien mit seiner Neuübersetzung des Der Hobbit (1997) erneut eine Tolkien-Übersetzung aus seiner Hand. Hier sind erstmals alle Lieder und Gedichte, sowie das Vorwort vollständig übersetzt und enthalten. In späteren Auflagen sind auch Thrors Karte und Eine Karte von Wilderland erstmals in einer deutschen Der Hobbit-Ausgabe enthalten. Kreges Neuübersetzung versteht sich dabei als erwachsener als die von Walter Scherf (1957). Positiverweise sind hier dann auch alle Namen an die Übersetzungen im Der Herr der Ringe angeglichen. Wenn auch hier und da Namensveränderungen, wie bei den Trollen und manch eine zu moderne Bezeichnung, etwa „Hurrikan“[1] auftauchen, ist die Übersetzung doch als gelungen zu betrachten.

Im Jahre 2000 erschien dann Wolfgang Kreges Neuübersetzung von Der Herr der Ringe. Im Gegensatz zum Silmarillion und dem Hobbit ist diese Übersetzung aber unter Fans bis heute stark umstritten. In einer kurzen Stellungname erklärt Krege am Ende seiner Neuübersetzung, sein Vorgehen und begründet die Notwendigkeit einer neuen Übersetzung.

Die alte Fassung ist eine getreue Nacherzählung einer fremden Geschichte. Sie gibt den englischen Text im Allgemeinen zuverlässig wieder; doch der Ton klingt neutral und gedämpft, als käme er über Mikrofon aus der gläsernen Kabine eines Dolmetschers.

—” Wolfgang Krege (im September 1999): Der Herr der Ringe. Zur neuen Übersetzung.

Ziel Wolfgang Kreges war es, zum einen die von Tolkien im Originaltext verwendeten, sich voneinader unterscheidenen und vielfältigen Sprachebenen der Charaktere auch im Deutschen wiederzugeben. Ein gutes Beispiel ist hier zum Beispiel der Begriff jools, ein englisches Slangwort für jewels. Während Margaret Carroux das Wort einfach mit „Edelsteine“ übersetzte, verwendet Krege hier das umgangssprachliche deutsche Wort „Klunker“[2] als Übersetzung, welches dem Original im Grunde näher kommt.

Wolfgang Krege entschied sich, den Hobbits vor allem Wörter der Umgangssprache in den Mund zu legen, eine Entscheidung die er leider nicht konsequent beibehielt. So ist es merkwürdig nach Wörtern, wie „Klunker“ oder „Imbissbuden“[3] zu lesen, dass Sam Gamdschie, ein Hobbit aus einfachem Hause, plötzlich von einem „trockenen Tann“[4], statt einem trockenen Stück Tannenwald, spricht.

Daneben scheint Kreges Verwendung der Anrede „Sie“ statt dem klassischen „Ihr“ an mancheiner Stelle problematisch zu sein. Ist dies in der auenländischen Gesellschaft, die das britische Bürgertum Ende des 19. Jahrhunderts parodistisch darstellt, noch kein Problem, so wirkt es doch falsch, wenn ein gondorischer Truchsess oder der König der Mark gesiezt wird. An diesen Stellen hätte man nocheinmal differenzieren müssen. Oft wird kritisiert, dass Krege beim Versuch die verschiedenen sprachlichen Besonderheiten auch im Deutschen zu imitieren, nicht das Deutsch der 1940er Jahre, also der Entstehungszeit des The Lord of the Rings, sondern das der 1990er Jahre zu Grunde legte. Er erklärt dies jedoch bereits in seinem Nachwort.

Die neue Fassung maßt sich einen Versuch an, die Geschichte so vorzutragen, wie Tolkien es tun würde, wenn er heute, 1999, schriebe und wenn er sie aus dem Westron direkt ins Deutsche brächte, ohne den Umweg über das Englische.

—” Wolfgang Krege (im September 1999): Der Herr der Ringe. Zur neuen Übersetzung.

Dieses Vorgehen fällt in einigen Fällen störend auf, so unter anderem bei der von vielen Fans kritisierten Anrede Frodo Beutlins von Sams Seite. Im Original spricht Sam immer von Master oder Master Frodo und gibt damit das distanzierte und respektvolle Verhältnis eines einfachen Gärtners zu seinem Herren wieder. Carroux übersetzt hier mit „Herr“, während Krege die neuere Bezeichnung „Chef“ verwendet, ein Begriff den viele Leser als unpassend erachten.

Wolfgang Krege behielt die Übersetzungen der Lieder und Gedichte durch Ebba-Margareta von Freymann, bis auf kleinere Änderungen in der Prosa größtenteils bei.

Sowohl in den Medien, wie auch unter Tolkien-Fans bleibt diese Neuübersetzung viel diskutiert. Beispielsweise nennen die Befürworter dieser Neuübersetzung sie...

vital, keck, flüssig differenziert und immer im richtigen Ton.

—” Hans-Jörg Modelmayr: Frankfurter Rundschau. Abgedruckt in Der Herr der Ringe, Klett-Cotta, Stuttgart 2000.

Kritiker der Neuübersetzung geben jedoch folgendes zu bedenken:

Sein Ziel, bestimmten Figuren ein zeitgemäßes Deutsch in den Mund zu legen, ist legitim. Doch anstatt manche Dialoge behutsam zu modernisieren, peppt er sie mit Trendausdrücken auf, die in wenigen Jahren Patina angesetzt haben werden, sofern das nicht jetzt schon der Fall ist. Charaktere werden mit "Chef", einmal sogar mit "Chefchen", angeredet, als "Penner" beschimpft oder mit "Dalli Dalli" angefeuert. Der Verzicht auf die "Ihr"-Form in der Anrede hat die irritierende Wirkung, dass sich die Personen der tolkienschen Sagenwelt plötzlich siezen.

—” Rüdiger Sturm: Spiegel Online, Dalli Dalli in Mittelerde vom 03.11.2000. (abgerufen am 01.08.2010)

Werksverzeichnis

Anmerkungen

  1. J. R. R. Tolkien: Der Hobbit. Kapitel XIV: Feuer und Wasser.
  2. J. R. R. Tolkien: Der Herr der Ringe. Erstes Buch, Erstes Kapitel: Ein langerwartetes Fest.
  3. J. R. R. Tolkien: Der Herr der Ringe. Erstes Buch, Erstes Kapitel: Ein langerwartetes Fest.
  4. J. R. R. Tolkien: Der Herr der Ringe. Erstes Buch, Drittes Kapitel: Wanderung zu dritt.

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