Walter Scherf

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Walter Scherf (1971)

Walter Scherf (Fahrtenname: tejo), geboren am 11. Juni 1920 in Mainz, gestorben am 25. Oktober 2010 in München, war ein deutscher Komponist, Kinder- und Jugendliteratur- sowie Märchenforscher.

Kurzbiographie

Walter Scherf wurde als Sohn eines Werkmeisters in Mainz geboren. Er wuchs zusammen mit einer älteren Schwester in gehobenen bürgerlichen Verhältnissen auf. 1929 übersiedelte die Familie Scherf nach Wuppertal-Elberfeld. Walter Scherfs Schwester war es, die ihn, da sie Mitglied bei einer sogenannten Wandervögelgruppe war, mit der damaligen bündischen Bewegung vertraut machte, die konservative und religiöse Werte pflegte. Er selber trat den St.-Georgs-Pfadfindern bei, musste diese jedoch auf Bestreben des Vaters, der nach der Machtergreifung 1933 Parteimitglied der NSDAP geworden war, verlassen. 1938 machte Walter Scherf sein Abitur und musste als Soldat im zweiten Weltkrieg dienen. Das dabei erlebte bestärkte ihn besonders in dem Wunsch, der zukünftigen deutschen Jugend mit Toleranz, Offenheit und Gemeinschaftssinn über die Pfadfinderbewegung eben die Werte näher zu bringen, die seiner Generation in der NS-Zeit vorenthalten worden waren.[1]

Zwischen 1946 und 1949 studierte Walter Scherf Physik, Mineralogie und Musikwissenschaft an der Universität Göttingen. Zur selben Zeit gründete und leitete er Jugendgruppen und wurde 1949 sogar Bundesführer der Deutschen Jungenschaft. Noch heute prägen die von ihm erdachten Fahrtenlieder die Bündische Jugend. Im Anschluss an sein Studium arbeitete er als Setzer, Zeitschriften-Redakteur, Lektor sowie als Verlagsleiter, bis er 1957 Direktor der Internationalen Jugendbibliothek (IJB) in München wurde.

Nach seiner Pensionierung im Jahre 1982 setzte er sein Studium der Pädagogik, der Psychologie und der Volkskunde an der Universität München fort, was er bereits in den 1960er Jahren begonnen hatte, und promoviert hier 1986 mit der Arbeit Fantasma und Dramaturgie (Die Herausforderung des Dämons. Form und Funktion grausiger Märchen, München 1987). Danach war er Lehrbeauftragter für Volks-Erzählforschung in Innsbruck und bis 2001 in München.

Sein zweinbändiges Märchenlexikon, welches 1995 erschien, stellt sein Hauptwerk als Märchenforscher dar.

Walter Scherf war bis zu seinem Tod mit seiner dritten Ehefrau, der Diplompsychologin, Psychoanalytikerin und Kunstpsychotherapeutin Gudrun Lehmann-Scherf (*1951) verheiratet und lebte mit ihr in einer gemeinsamen Wohnung in München-Sendling.[2] Aus einer früheren Ehe ging mindestens ein Sohn hervor.[3]

Der kleine Hobbit

Die aktuelle Edition der dritten überarbeiteten Auflage von Der kleine Hobbit von 1971

Daneben war er auch als Übersetzter aus dem Englischen und Französischen tätig. Seine bekannteste Übersetzung ist bis heute die Erstübersetzung von J. R. R. Tolkiens The Hobbit, den er Ende der fünfziger Jahre, auf Bitten des späteren Illustrators Horus Engels, für den Recklinghausener Paulus Verlag ins Deutsche übertrug.





Preise und Auszeichnungen

Walter Scherf gewann einige nationale und internationale Preise, u.a.:

  • 1976 Großer Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e.V. Volkach.
  • 1994 Europäischer Märchenpreis der Märchen-Stiftung Walter Kahn.

Werke (Auswahl)

  • Kindermärchen in dieser Zeit? Die psychologischen Seiten der Volksmärchen und ihr erzieherischer Wert. München 1961 (Das Podium).
  • Politische Bildung durch das Jugendbuch? Bestandsaufnahme zu einem aktuellen Thema. München [u.a.] 1963 (Harms pädagogische Reihe; 51: Schriften zur politischen Bildung).
  • Strukturanalyse der Kinder- und Jugendliteratur. Bauelemente und ihre psychologische Funktion. Bad Heilbrunn 1978 (Schriften des Arbeitskreises für Jugendliteratur).
  • Bedeutung und Funktion des Märchens. München 1982 (Internationale Jugendbibliothek München: Papers and information materials/N.s.; 12).
  • Fünfundzwanzig Jahre Direktor der Internationalen Jugendbibliothek. Ausschnitte aus seinen Lebenserinnerungen. München 1982.
  • Räuber und Landsknechte im Spiegel ihrer Lieder. München 1982 (Internationale Jugendbibliothek München: Papers and information materials/NS; 14).
  • Lexikon der Zaubermärchen. Stuttgart 1982.
  • Die Herausforderung des Dämons. Form und Funktion grausiger Kindermärchen. München u.a. 1987.
  • Das Märchenlexikon (2 Bände). München 1995.

Übersetzungen (Auswahl)

  • Charles Perrault: Märchen aus vergangener Zeit. Arena, Würzburg 1965.
  • Jonathan Swift: Gullivers Reisen. Loewes, Bayreuth 1970.
  • Robert Louis Stevenson: Die Schatzinsel. Loewe, Bayreuth 1971.
  • Mark Twain: Die Abenteuer des Tom Sawyer. Loewes, Bayreuth 1988.

Anmerkungen

  1. Helge Gerndt: Walter Scherf (1920–2010), in: Fabula 52 (2011), S. 124–127.
  2. Interview mit Gudrun Lehmann-Scherf von 2008 auf Süddeutsche.de (abgerufen am 21.03.2013)
  3. Walter Scherf: Wie die Waldkäuze den Hobbit entdeckten..., in: Tolkien Times (9. September 1991), S. 6.