Gotische Sprache

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Die Gotische Sprache (Eigenbezeichnung: *gutiska razda) ist eine von dem germanischen Stamm der Goten gesprochene ostgermanische Sprache und dank der so genannten Wulfilabibel die älteste uns überlieferte germanische Schriftsprache.

Das Gotische unterscheidet sich von west- und nordgermanischen Sprachen v. a. durch den Erhalt der Nominativ Singular-Endung -s: gotisch dags, gasts, sunus gegenüber althochdeutsch tag, gast, sunu oder altnordisch dagr, gestr, sunr. Außerdem hat es als einzige Sprache eine ganze Reihe von archaischen Formen bewahrt (siehe: Grammatik, Verben, Archaismen). (Vgl. gotisch gasts und lateinisch hostis).

Geschichte

Im 4. Jahrhundert übersetzte der gotische Bischof Wulfila die Bibel ins Gotische (Wulfilabibel). Daneben gibt es nur wenige andere gotische Sprachzeugnisse, nämlich wenige Runeninschriften, die Skeireins (Bibelauslegungen), ein Bruchstück eines Kalenders und ostgotische Urkundenunterschriften aus dem 6. Jahrhundert.

Nach dem Ende der gotischen Reiche (Ostgotenreich in Italien 493–555 und das Westgotenreich in Spanien 466–711) ging auch die gotische Sprache weitgehend verloren, wobei in Spanien bereits seit dem Übertritt der gotischen Herrenschicht (nur etwa 2–3% der Bevölkerung waren Goten) vom Arianismus zum Katholizismus und der damit einhergehenden Vermischung der verschiedenen Volksgruppen (Romanen, Goten, Sweben, romanisierte Kelten) unter König Rekkared I. (Regierungszeit von 586 bis 601) der Gebrauch der gotischen Sprache zugunsten der frühspanischen Umgangssprache zurückging.

Nur auf der Halbinsel Krim, bei dem dort zurückgebliebenen Teil der Ostgoten, den späteren Krimgoten, konnte sich das Krimgotische von der Einwanderung Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. bis um ca. 1800 halten, bevor es endgültig von der tatarischen Sprache verdrängt wurde. Umstritten sind Zusammenhänge der gotischen Sprache mit skandinavischen Sprachen, die in der Regel mit der in der gotischen Stammessage angegebenen Herkunft aus Südschweden (siehe Scandza) in Zusammenhang gebracht werden. Immerhin gibt es auffällige Ähnlichkeiten im Wortschatz des Schwedischen (insbesondere des auf Gotland gesprochenen Dialekts Gutamål) und des Gotischen, während das Gotische in morphologischer Hinsicht interessante Ähnlichkeiten zum Althochdeutschen zeigt.

Literatur

  • Wilhelm Braune: Gotische Grammatik. 20. Auflage, neu bearbeitet von Frank Heidermanns. Sammlung kurzer Grammatiken germanischer Dialekte. Hauptreihe A, Bd 1. Max Niemeyer Verlag, Tübingen 2004. ISBN 3-484-10852-5, ISBN 3-484-10850-9
  • Wilhelm Streitberg: Gotisches Elementarbuch. Heidelberg 1900 u.ö.
  • Fernand Mossé: Manuel de la langue gotique. Paris 1942.
  • Wilhelm Streitberg: Die gotische Bibel. Heidelberg 1965.
  • Elfriede Stutz: Gotische Literaturdenkmäler. Stuttgart 1966.
  • Wolfgang Krause: Handbuch des Gotischen. München 1968.
  • Christian T. Petersen: Gotica Minora. (urspr. Hanau) 2001 u.ö.

Weblinks


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