Der Herr der Ringe (Zeichentrickfilme)

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Lord of the Rings (1978)

Mitte der 70er Jahre, nach Tolkiens Tod im Jahre 1973, hatte der Trickfilm-Künstler Ralph Bakshi die einfache und vermeintlich geniale Idee, wie man es schaffen könnte, die technischen Herausforderungen zu bewerkstelligen um den Herrn der Ringe zu verfilmen. Er wollte einen Zeichentrickfilm machen. In den Jahren zuvor war er mit den beiden Skandal-Streifen Fritz the Cat (1972) und Heavy Traffic (1973) bekannt geworden, die sich um Drogen, Sex und Rock n´ Roll drehen.

Aber Bakshi überzeugte die Film-Bosse bei United Artists und Produzent Saul Zaentz. Er begann den Film im Rotoskopie-Verfahren zu drehen. Bei diesem Verfahren werden zunächst Real-Szenen mit echten Darstellern gedreht, die dann später überzeichnet werden. Der Effekt, den man dadurch erzielt, ist ein Zeichentrickfilm mit sehr realistischen Bewegungen und Abläufen. Als Sprecher engagierte er fähige Schauspieler, für die Stimme des Elben Legolas beispielsweise Anthony Daniels, der kurz zuvor als C-3PO im ersten Teil der Sternen-Saga Star Wars zu sehen gewesen war, und als Aragorn John Hurt, dem als Ingenieur Kane ein Jahr später Ridley Scotts Alien aus der Brust platzen sollte.

Nach fünf Jahren Arbeit kam dann 1977 ein zweistündiger Film mit dem Titel Lord of the Rings in die Kinos. Doch was man da auf der Leinwand zu sehen bekam, war mehr als enttäuschend für die Tolkien-Fans. In einer lieblos-psychedelischen Märchenlandschaft tummelten sich putzige Kindergarten-Hobbits mit Füßen so groß, dass es rein anatomisch unmöglich ist, damit zu laufen, und Elben, insbesondere Galadriel und Celeborn, die Barbie-Puppen nicht unähnlich waren. Auch wenn der Film einige atmosphärische Momente bieten kann, wie die Straßen von Bree, so überwiegen doch die enttäuschend lieblos gestalteten Szenerien. Hinzu kam noch die totale Fehlinterpretationen mancher Charaktere. So tritt Boromir, im Roman als edler Krieger in schwarzer Gewandung beschrieben, als ein stumpfsinniger und jährzorniger Wikinger auf, der, wie es scheint, sich seinen Hörnerhelm bei den Bayreuther Wagner-Festspielen geklaut hat, wobei anzumerken bleibt, dass man in Bayreuth schon seit den fünfziger Jahren keine Hörnerhelme mehr trägt! Aragorn trägt ein Fellwams mit breitem Gürtel und Stulpenstiefel, dazu aber keine Hose!

Über die Musik von Leonard Rosenman lässt sich streiten und tatsächlich gibt es einige gute Momente in seinem Soundtrack, wie die Schlachtlieder der Orks oder die Wanderlieder der Hobbits. Aber spätestens, wenn im Elbenwald Lothlórien der mexikanische Kinderchor einen Song namens "Mithrandir" trällert, ist auch hier der Geduldsfaden eines jeden Tolkien-Fan überspannt. Das so der liebliche Gesang der Elben klingen soll, hätte selbst Professor Tolkien noch vehement aus dem Grabe heraus bestritten. Dabei betonte Regisseur Bakshi immer wieder, dass er sich genau an die Vorlage gehalten habe. Er habe sich mit Tolkiens Erben getroffen und sei in Oxford auf den Spuren des Professors gewandelt. So wie er den Roman wiedergegeben habe, sei es absolut im Sinne des Autors gewesen.

Und kaum ist Gandalf in den Minen von Moria dem Balrog zum Opfer gefallen, scheint es so, als hätten die Zeichner und Storyschreiber überhaupt keine Lust mehr gehabt. Immer öfter sieht man unter den Zeichnungen die realen Schauspieler hervorblitzen, deren Kleidungsstücke in unregelmäßiger Gewohnheit zu wechseln scheinen. Zudem wird die Handlung immer unübersichtlicher und für Laien nicht mehr nachvollziehbar. Als schließlich eine wandelnde Rübe namens Baumbart dem Fan eine unangenehme Gänsehaut über den Rücken jagt, wird offensichtlich, dass der Film auf ganzer Linie versagt hat.

Nach zwei Stunden erreicht der Film seinen Höhepunkt mit der Schlacht um Helms Klamm. (Zeitgleich sind Frodo und Sam schon auf den Stufen von Cirith Ungol, ohne je Faramir begegnet zu sein!) Die Realszenen für die Schlacht wurden zum Teil in Spanien gedreht, teilweise aber auch aus dem russischen Film Alexander Nevsky (1938) geliehen. Sie entschädigen kurzzeitig für die vorhergegangenen Szenen, doch dies ist nicht von langer Dauer. Alsbald folgt der Schock für alle Tolkien-Fans: Mitten in der Handlung bricht der Film ab und der Abspann verkündet, dass der Rest der Geschichte ein andermal erzählt werden soll. 1978 mussten zahllose Filmvorführer dem aufgebrachten Publikum erklären, dass der Film wirklich zu Ende sei. Erst 23 Jahre später gab Bakshi zu: "Ich denke, Tolkien umzusetzen, ist unmöglich. Es ist absolut unmöglich, die Brillanz dessen, was er geschrieben hat, wiederzugeben – nur der Roman selbst, kann in Gebiete der Phantasie des Leser eindringen, die ein Film niemals erreichen wird."

Return of the King (1980)

Die Fortsetzung kam einige Jahre später, doch nicht mehr ins Kino, sondern nur als japanisch/amerikanische Billigproduktion in die amerikanischen Wohnzimmer. In einem Zug produzierten Arthur Ranking Jr. und Jules Bass die Filme The Hobbit (1978) und The Return of the King (1980). Die Namen der Regisseure versprachen eigentlich Qualität, sollten sie doch einige Jahre später noch einmal mit dem etwas kitschigen, aber dennoch poetischen Werk Das letzte Einhorn (1982) Aufsehen erregen. Doch was da im Jahre 1978 über die Bildschirme flimmerte, stellt alles bisher da gewesene an Schlechtigkeit in den Schatten. Das, was Tolkien nie wollte, war Wirklichkeit geworden. Die Orks wirkten wie riesige Ochsenfrösche und die Zwerge schienen geradewegs aus Disneys Schneewittchen entsprungen, ganz zu schweigen von den Wurzelgnomen, die sich Elben schimpften. Aber The Return of the King setzte 1980 dem Ganzen die Krone auf. Lächerliche Skelette klapperten als Nazgûl mit den Knochen und Hobbit Sam träumt von Picknicks mit singenden Orks. Das Desaster war perfekt, obwohl man für die Rollen renommierte Sprecher gewinnen konnte, wie John Huston (Meister Hora aus Momo) als Gandalf und Orson Bean (zuletzt zu sehen als verwirrter Dr. Lester in Being John Malkovich) gleichzeitig als Bilbo und Frodo. Arthur Ranking Jr. und Jules Bass waren weit über das Ziel hinausgeschossen und hatten es gleichzeitig um Längen verfehlt. Das Epos war zu einem miserablen Kinderfilm verkommen, der dem Zuschauer höchstens ein schmerzhaftes Lächeln abringen kann.