Bauer Giles von Ham

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Bauer Giles von Ham (engl. Farmer Giles of Ham, erschienen erstmals 1949 im Verlag George Allen & Unwin) ist ein Werk von J.R.R. Tolkien (1892-1973), das der Literaturgattung der Kunstmärchen zuzurechnen ist. Geschrieben wurde es jedoch schon um 1937.

Inhalt

Der gutmütige, bauernschlaue, jedoch nicht allzu mutige Bauer Giles von Ham vertreibt mehr durch Zufall als durch Mut oder Können einen Riesen, der sich verlaufen hat, von seinem Grundstück. Daraufhin wird er durch Mund-zu-Mund-Propaganda zum Helden stilisiert. Als sein Lehensherr, der König des "Mittleren Königreiches" in Bedrängnis gerät, weil ein alter und verschlagener Drache namens Chrysophylax sein Reich heimsucht, wird er von diesem gezwungen, die königlichen Ritter zum Kampf mit dem Drachen zu begleiten. Die Ritter fliehen jedoch alle im entscheidenden Moment, so dass sich Giles dem Drachen alleine gegenüber sieht. Wiederum schafft er es mit einer gehörigen Portion Glück, seiner Schläue und nicht zuletzt mit Hilfe seines Zauberschwertes (einem Geschenk des Königs für die Vertreibung des Riesen), den Drachen dingfest zu machen und einen Teil seines Schatzes an sich zu bringen. Als der König davon erfährt und sich in seiner Gier den Schatz unter den Nagel reissen will, sagt sich der nun weltgewandter werdende Bauer von ihm los und gründet das "Kleine Königreich". Den Drachen lässt er dann wieder frei.

Bedeutung

Die Bedeutung der Erzählung Farmer Giles von Ham ist in seiner exemplarischen Funktion für Tolkiens Konzeption von (phantastischer) Literatur (besonders Märchen, engl. fairy tales) zu sehen. Tolkien sieht als wichtigste Aufgabe des Märchens eine heilsame (und keine moralische) Wirkung für den menschlichen Geist an: die Gesundung der menschlichen Einbildungskraft, die Schärfung des ästhetischen Bewusstseins und den Trost, den die Flucht in die imanginäre Welt bildet. Darunter versteht er nicht den Vorwurf des Eskapismus, sondern die Flucht, die heilsam ist, weil sie hilft, Dinge, die in der realen Welt nicht zu ändern sind, besser und gesünder zu ertragen ("escape of the prisoner"). Das stets gute Ende eines Märchens (er prägt dafür den Begriff "eucatastrophe") ist für ihn essentiell für die Trosterfahrung (siehe dazu Tolkies als Vortrag gehaltenes Essay "On fairy stories" von 1939).

Farmer Giles von Ham erfüllt als Kunstmärchen alle wesentlichen Elemente, die auch für ein Volksmärchen gelten. Darüberhinaus enthält es aber für Märchen eher untypische saririsch-parodistische und humorvolle Aspekte. Tolkiens Arbeitsgebiet entsprechend finden sich viele philologische Anspielungen, die die Arbeitsweise der Philologen karikieren. So erklärt er beispielsweise die Entstehung des Names Themse (engl. Thames) durch das Wort "tame" (dt. zahm), da Giles ja Herr eines gezähmten Drachens geworden sei. Viele Namen in seinem Märchen sind entweder sprechende Namen (Chrysophylax = "Wächter des Goldes") oder enthalten Anspielungen auf historische oder mythologische Figuren (beispielsweise auf Hannibals Gegenspieler Fabrius Cunctator) im Namen des feigen Schmieds Fabricius (sic!) Cuncator.

Wichtige Personen bzw. Tiere

  • Bauer Giles (Ægidius Ahenobarbus Julius Agricola de Hammo)
  • Agatha (Frau von Giles)
  • König Augustus Bonifacius Ambrosius Aurelianus Antonius Pius et Magnificus, dux rex, tyrannus, et Basileus Mediterraneum Partium
  • Garm (Hund von Giles)
  • Chrysophylax
  • Graue Stute

Buchinformation

Die Geschichte des Bauern Giles von Ham und seinen Abenteuern wird erstmals in englischer Sprache im Buch "Tales of the perilous Realm" veröffentlicht. Ins Deutsche wird sie 1949 von Angela Uthe-Spencker übersetzt und im Buch "Fabelhafte Geschichten" veröffentlicht.

Quellen