John Anthony Hardinge Giffard (Lord Halsbury)
John Anthony Hardinge Giffard, (4. Juni 1908 – 14. Januar 2000), war Wissenschaftler, Ingenieur, Staatsdiener und ein britischer Crossbencher (Querbänkler) im britischen House of Lords. Er erbte 1943 seinen Titel 3rd Earl of Halsbury.
Er trug zur Entwicklung von Düsentriebwerken und der britischen Computerindustrie bei und brachte auch den ursprünglichen Gesetzentwurf eines Abgeordneten in das Oberhaus ein, der schließlich als Abschnitt 28 des Local Government Act 1988 in Kraft trat.[1]
Biographisches
Tony Giffard, wie er hieß, bevor er den Titel eines Viscount Tiverton und später den eines 3. Earl of Halsbury erbte, wurde am 4. Juni 1908 geboren. Er hatte eine schwierige Kindheit, da seine Mutter ständig krank war. Seine Gebete endeten immer mit den Worten „... und bitte mach Mama wieder gesund“. Sein Vater, ein erfolgloser Anwalt, war streng und hatte eine einschüchternde Ausstrahlung.[2]
Jeden Sonntag aß der junge Giffard mit seinen geliebten Großeltern, dem 1. Earl und der Countess of Halsbury, zu Mittag.[3]
Giffard wurde an der Ludgrove School, an der ein Lehrer sein Interesse für Astronomie weckte, und in Eton ausgebildet. Seine Zeit in Eton war sehr erfolgreich. Er war "house captain", ruderte im Achter der Schule und wurde in die kleine Gruppe der Schulpräfekten gewählt, die als „Pop“ bekannt war.[4]
Giffard war von 1947 bis 1949 Forschungsdirektor der Decca Record Company und arbeitete zuvor für Lever Brothers und Brown-Firth Research Laboratories. Von 1949 bis 1959 arbeitete er als Geschäftsführer der National Research Development Corporation. Anschließend war er in zahlreichen öffentlichen Gremien tätig, darunter als Vorsitzender des Ausschusses für Dezimalwährung (1961–1963).
Er wurde in dieser Zeit auch als Berater immer populärer und übernahm eine Reihe von Aufträgen, darunter Direktorenposten sowie die Beratung von Joseph Lucas Industries, Distillers und Head-Wrightson. Von 1966 bis 1997 war er Kanzler der Brunel University. Zudem war er Ehrenmitglied der Institution of Civil Engineers, des Royal College of Veterinary Surgeons und des Institute of Biology. 1969 bis 1970 nahm er den Posten des Präsident der British Computer Society ein und 1970 wurde ihm die Ehrenmitgliedschaft der British Psychological Society verliehen.[5][6]
Tony Giffard verstarb am 14. Januar 2000 im Alter von 91 Jahren. Im Nachruf wird er wie folgt beschrieben: "Halsbury war ein Universalgelehrter, der sich in der klassischen Mythologie ebenso zu Hause fühlte wie in den meisten Wissenschaftszweigen, und er besaß einen scharfen Verstand, der in der Lage war, den Kern einer Frage zu erfassen und leistungsfähige allgemeine Prinzipien auf neuartige, aber nach seiner Erklärung offensichtlich relevante Kontexte anwenden konnte. Er war ein anregender Gesprächspartner mit einer lockeren Umgangsform, der durch sein angenehmes Auftreten ebenso Respekt und Freundschaft gewann wie durch seine intellektuellen Fähigkeiten. Ein angenehmer Sinn für Humor und eine gewinnende Bescheidenheit waren weitere bemerkenswerte Eigenschaften."[7]
Giffard & Tolkien
Giffard lernte als Mitglied der Ad Eundem Dining Society Tolkien kennen und interessierte sich für seine Schriften. In den 1955er Jahren schlug er vor, das damals unvollendete Silmarillion als Subskriptionsausgabe[8] zu veröffentlichen, wenn George Allen & Unwin nicht bereit war, dies kommerziell zu tun.
Tolkien schreibt daraufhin am 10. November 1955 an Lord Halsbury, dass der Erfolg vom Der Herr der Ringe dies unnötig mache. Die Verleger drängen jetzt darauf, und sobald er Zeit findet, will Tolkien versuchen, das Material für die Veröffentlichung in Ordnung zu bringen, "obwohl ich ziemlich müde bin und nicht mehr jung genug, um die Nacht zu plündern, um das Defizit an Stunden am Tag auszugleichen".
Er bietet Halsbury einen Einblick in Teile des Materials des Silmarillions an, "bevor es richtig geformt oder überarbeitet wird, wobei zu bedenken ist, dass es wahrscheinlich im Detail und in der Darstellung - und vor allem im Stil - stark verändert werden wird".
1957 las Halsbury auf Einladung Tolkiens mehrere Teile des Silmarillions als unfertiges Manuskript und schrieb an Tolkien:
"Ich danke Ihnen für das Privileg, diese wunderbare Mythologie zu sehen. Ich habe noch nie etwas Vergleichbares gelesen und kann es kaum erwarten, dass es veröffentlicht wird. Sie müssen es veröffentlichen, solange der Verkauf von Der Herr der Ringe noch läuft".[9]
Tolkien freute sich und deutete dies als Hinweis, dass ... dieses Silmarillion zumindest ein gewisses Publikum haben würde" (Brief 204 an Rayner Unwin, 7. Dezember 1957[10]).
Tolkien beabsichtigte, Rayner Unwin den Inhalt eines bestimmten Briefes von Halsbury bei einem Besuch Anfang Dezember 1957 zu zeigen – doch er konnte es nicht mehr auffinden. Am 7. Dezember fand er ihn wieder und erhielt einen weiteren Brief von Halsbury, den er auszugsweise Rayner Unwin per Brief zur Verfügung stellte.[11][12][13]
Am 14. März 1968 veranstaltet Allen & Unwin einen Empfang in der Crosby Hall, Chelsea, um ihre Ausgabe von The Road Goes Ever On: A Song Cycle vorzustellen. Tolkien reist bereits am Morgen von Oxford nach London isst mit Stanley Unwin zu Mittag und absolviert einige Termine im Vorfeld des Empfangs. Zu den Gästen, die Tolkien zu diesem Anlass eingeladen hat, gehören auch der Earl Halsbary. Rayner Unwin wird sich daran erinnern, dass dies "die einzige Veranstaltung des Buchhandels war, an der Tolkien jemals teilnahm, und das letzte Mal, dass mein Vater und Tolkien sich trafen".
Lord Halsbury besuchte inzwischen Tolkien in regelmäßigen Abständen, nachdem dieser 1972 nach Oxford zurückkehrte, und nahm an der Dinnerparty, die Rayner und Carol Unwin am 27. März 1972 im Garrick Club in London veranstalteten. Dies fand zu Tolkiens Ehren am Abend vor Tolkiens Verleihung des CBE statt.
Am 26. Juli 1973 besuchte Lord Halsbury erneut Tolkien zu Hause. Sie diskutierten über das Silmarillion und die Figur Galadriel. Dieser Diskurs veranlasste Tolkien, Halsbury einen Brief zu schreiben. Am 4. August schickt er einen weiteren Brief, in dem er sich für ein Geschenk (Whiskey) bedankt, seine Befürchtung äußert, nie etwas aus dem Das Silmarillion zu veröffentlichen, geht erneut auf Galadriel ein und schreibt zudem:
"Wenn Sie in den Ruhestand gehen, werde ich sicherlich um Ihre Hilfe bitten. Ohne sie fange ich an zu glauben, dass ich niemals einen Teil des Silmarillions produzieren werde. Als Sie am 26. Juli hier waren, wurde mir Ihre belebende Wirkung auf mich wieder lebhaft bewusst.... Denn über all die Bedrängnisse und Hindernisse, die ich seit dem Erscheinen von Der Herr der Ringe ertragen habe, habe ich das Vertrauen verloren. Darf ich hoffen, dass Sie vielleicht ... bald wiederkommen und mich wieder aufwärmen können? Vor allem wünsche ich mir, Sie wieder Verse lesen zu hören, vor allem Ihre eigenen, die Sie für mich zum Leben erwecken."
Kurz darauf stirbt Tolkien. Der Earl of Halsbury nimmt am 17. November 1973 an der Beerdigung teil und erweist ihm damit die letzte Ehre.[14].[15]
Die herzliche Verbundenheit zwischen Lord Halsbury und J.R.R. Tolkien die sich in diesen Zeilen herauslesen lässt zeigt sich auch im Brief 334a, in dem Tolkien schreibt:
„Deine Stippvisite war ein reines Vergnügen, ein Ereignis von lauter Freude und Wonne. Auch Dein Angebot, herzukommen und beim Hochhieven der Bücher zu helfen, ist ein überaus rührendes Zeichen wahrer Freundschaft.“[16]
Als ein weiteres Zeichen dieser Freundschaft und Dankbarkeit kann das Autorenexemplar von Der Schmied von Großholzingen gedeutet werden, das Tolkien Lord Halsbury nach der Veröffentlichung als Geschenk zukommen lässt.
Giffard in den Tolkien Briefen
Tolkien schreibt mehrere Briefe an Lord Halsbury, veröffentlicht wurden davon[17][18]:
Zudem erwähnt Tolkien Lord Halsbary in folgenden veröffentlichten Briefen[19]:
Links
- jstor -Journal Artkel: John Anthony Hardinge Giffard, 3rd Earl of Halsbury. 4 June 1908-14 January 2000
- Englischer Wikipediaartikel - Tony Giffard, 3rd Earl of Halsbury
- | Download - Nachruf: Obituary John Anthony Hardinge Giffard, 3rd Earl of Halsbury
Quellen
- ↑ https://en.wikipedia.org/wiki/Tony_Giffard,_3rd_Earl_of_Halsbury
- ↑ https://royalsocietypublishing.org/doi/10.1098/rsbm.2001.0014
- ↑ https://royalsocietypublishing.org/doi/10.1098/rsbm.2001.0014
- ↑ https://en.wikipedia.org/wiki/Tony_Giffard,_3rd_Earl_of_Halsbury
- ↑ https://en.wikipedia.org/wiki/Tony_Giffard,_3rd_Earl_of_Halsbury
- ↑ Journal of the Operational Research Society (2001) 52, 1413–1414 #2001 Operational Research Society Ltd. downloadlink: https://link.springer.com/content/pdf/10.1057/palgrave.jors.2601296.pdf
- ↑ Journal of the Operational Research Society (2001) 52, 1413–1414 #2001 Operational Research Society Ltd.
- ↑ Humphrey Carpenter, J. R. R. Tolkien Briefe, 4. deutsche Auflage, Klett-Cotta S. 300
- ↑ Humphrey Carpenter, J. R. R. Tolkien Briefe, 4. deutsche Auflage, Klett-Cotta S. 344
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- ↑ Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Chronology, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017) S. 504, 543
- ↑ Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Reader's Guide Part I A - M, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017) S. 479f
- ↑ Humphrey Carpenter, J. R. R. Tolkien Briefe, 4. deutsche Auflage, Klett-Cotta S. 344
- ↑ Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Chronology, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017) S. 756; (Rayner Unwin, George Allen Unwin: A Remembrancer, S. 123), 799, 813f, 816
- ↑ Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Reader's Guide Part I A - M, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017) S. 479
- ↑ Humphrey Carpenter, *The Letters of J. R. R. Tolkien – Revised and Expanded Edition*, 1. englische Auflage, HarperCollins 2023, S. 587.
- ↑ Humphrey Carpenter, J. R. R. Tolkien Briefe, 4. deutsche Auflage, Klett-Cotta S. 300
- ↑ Humphrey Carpenter, The letters of J. R. R. Tolkien - revised and expanded Edition; Briefe, 1. englische Auflage, HarperCollinsPublisher 2023, S.
- ↑ Humphrey Carpenter, J. R. R. Tolkien Briefe, 4. deutsche Auflage, Klett-Cotta S. 344
